piwik no script img

„Unter dem Druck der linken Freunde“

■ Birgit Arkenstette und Bernd Köppl (AL) zu den Bonner AL-Äußerungen

Birgit Arkenstette: Uns ging es darum zu verdeutlichen, was wir immer gesagt haben: die beiden Parteien haben ihre Identität, ihre Programme, und praktikable Übereinkünfte sind nur unterhalb der Programmrevision möglich. Für die AL heißt staatliches Gewaltmonopol zum Beispiel, am 1.Mai weggeputzt zu werden oder ohne Grund im Wasserwerfer zu stehen. Das wird von uns nicht anerkannt. Für mich gibt es überhaupt keinen Grund, von dem gemeinsamen Papier mit der SPD zu den Essentials abzurücken, und das war auch mit unseren Äußerungen in Bonn nicht beabsichtigt. Daß das jetzt daraus gemacht wird, erstaunt mich, vielleicht liegt es daran, daß wir immer noch relativ naiv sind. Ich weiß nicht, warum gesagt wird, Wolf, Arkenstette rücken ab. Wir haben von Anfang an von „grünen Einsprengseln“ gesprochen und gesagt, eine Tolerierung wäre akzeptabler. Natürlich waren wir unter Druck und werden das auch weiterhin bleiben. In jedem Fall will ich aber, daß man sich in der AL darüber klar wird, was machbar ist und was nicht. Ich glaube aber auch, daß die SPD auf unsere Äußerungen sehr viel gelassener reagieren wird als die taz. Was wir gesagt haben, noch mal zusammengefaßt, war überhaupt nichts Neues. Deshalb besteht auch kein Anlaß zur Aufregung.

Bernd Köppl: Offensichtlich haben Arkenstette und Wolf sehr stark unter dem Druck ihrer linken Freunde in Westdeutschland gestanden, die die Situation in Berlin nicht überblicken können und auf der Sprücheebene eine Distanzierung von dem Papier verlangen, was völlig unnötig ist. Ich glaube diesen Standpunkt können sie in Berlin nicht halten. Die AL kann das Papier nach wie vor vollständig mittragen. Ich halte es aber für unnötig, der rechten Springer-Presse in Berlin mit dieser Neuaufnahme der fast religiösen Gewaltdebatte Schlagzeilen zu Rot-Grün zu liefern. Das ist nun leider passiert, aber ich halte es für einen schweren politischen Fehler. Wir werden der SPD jetzt deutlich nachweisen, daß das Papier, so wie es ist, auch von den Gremien der AL beschlossen wird. Daß die SPD jetzt entsetzt ist, das ist verständlich. Wenn wir ein Papier vereinbaren, wo ganz dezidiert diese religiöse Streiterei um die Gewaltfrage herausgenommen wird, dann unsere eigenen Leute am nächsten Tag genau auf dieser Ebene einsteigen, dann ist das politische Unerfahrenheit. Vielleicht hätte man sich dann das alles ersparen können.

bim

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen