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Platzhalter-betr.: "Totalverweigerer stellte sich", taz vom 13.2.89

betr.: „Totalverweigerer stellte sich“, taz vom 13.2.89

(...) Zwangsrekrutierung zum sogenannten „Zivildienst“ beziehungsweise zum Bundeswehrdienst stellt eine menschenverachtende Teilentmündigung dar. Von ihr profitieren die Rüstungsmilliadäre, die von ihnen bestochenen Politiker und die Berufssoldaten, die auf Steuerzahlerkosten und auf Kosten der Umwelt - hochbezahlt und in unkündbarer Stellung - ihre infantilen, pubertären Räuber- und Gendarmspiele absolvieren dürfen.

Totalverweigerer hingegen wollen die leicht durchschaubare Eigendynamik des militärisch-industriellen Profitkomplexes nicht dadurch fördern, daß sie sich von diesem illustren Profitkartell mißbrauchen und entwürdigen lassen.

Als „Zivildienstleistender“ ist man ja nur Platzhalter für die bei der Bundeswehr Kriegsspielenden. Stünden die im Altenpflege- und Krankenpflegebereich arbeitenden „Zivildienstleistenden“ nicht zur Verfügung, könnten angesichts des krassen Personalmangels aus diesem Bereich Zehntausende von „wehrpflichtigen“ Alten- und Krankenpflegern nicht zur Bundeswehr eingezogen werden.

Jeder „Zivildienstleistende“ ist also Öl und nicht Sand im Getriebe „unserer“ eindeutig auf Umweltzerstörung und Profitmaxismierung ausgerichteten Gesellschaft. Totalverweigerer hingegen beugen sich dem entmündigenden Anpassungsdruck „unserer“ Untergangsgesellschaft nicht. Sie bekommen dafür als Quittung die ganze Repressionsmaschine der zu 90 Prozent aus eingeschriebenen Christen bestehenden BRD-Gesellschaft zu spüren, und zwar in Form von zwangspsychiatrischen Maßnahmen, jahrelangen Gefängnisstrafen und - damit verbunden - garantierter Chancenlosigkeit auf dem Arbeitsmarkt. (...)

Ernst Exner, Erlangen

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