: Ärzte gegen Atom mit neuem Ziel
Bundesdeutsche Sektion der Internationalen Ärzte gegen Atom weitet ihr Arbeitsgebiet aus / Zusammenarbeit mit dem BUND angestrebt / Nervengase und Herbizide schädigen die Umwelt ■ Aus Worpswede Gay Mayr
Den Schutz der Umwelt und der Menschenrechte will die bundesdeutsche Sektion der „Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“ (IPPNW) in ihre Arbeit verstärkt einbeziehen. Das beschlossen mehr als 300 Mitglieder in einer „Worpsweder Erklärung“, die sie bei ihrer Jahresmitgliederversammlung in dem Künstlerdorf bei Bremen verabschiedeten. Zur Begründung heißt es, daß die Grenzen zwischen militärischer und ziviler Nutzung häufig verschwimmen: „Die ersten Atomreaktoren und Wiederaufbereitungsanlagen dienten militärischen Zwecken. Heute liefern Atomkraftwerke das Bombenmaterial.“ Die ÄrztInnen machten auch klar, daß sie übers Atom hinaus denken: „Nervenkampfstoffe waren Nebenprodukte der Insektizidforschung. Mit Herbiziden wurde der Vietnamkrieg geführt und die Natur irreparabel geschädigt.“ Es bedürfe des ärztlichen Sachverstandes, die Zusammenhänge zwischen Gesundheit und der schleichenden Verseuchung der Umwelt mit Radioaktivität und chemischen Giften aufzuzeigen und davor zu warnen.
Eine solche Erweiterung des Selbstverständnisses will die bundesdeutsche Delegation im Oktober in Hiroshima dem 9.Weltkongreß vortragen. In der BRD will die ÄrztInnenorganisation mit dem BUND zusammenarbeiten. Jenseits von Atomwaffen hat sich die IPPNW bereits in Sachen Niedrigstrahlung engagiert. Professor Horst-Eberhard Richter stellte heraus, zwar hielten drei Viertel der BundesbürgerInnen Atomwaffen in der BRD für überflüssig, aber die Gegenwehr der Bevölkerung sei gering, wenn die Bundesregierung die Modernisierung vorantreibe. Richter verwies dabei auf Untersuchungen in verschiedenen Ländern, die gezeigt hätten, daß Angst vor Krieg und Umweltzerstörung schon bei Kindern und Jugendlichen zu Zukunftsängsten und Apathie führten. Deshalb sei ein Abbau von Feindbildern unbedingt notwendig.
Hundertprozentig quotiert wird die bundesdeutsche Sektion der IPPNW ihre Geschäfte in den kommenden beiden Jahren führen: Als Mitglieder des geschäftsführenden Vorstandes wurden Renate Heim, Barbara Hövener und Elisabeth Müller -Belikoff gewählt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen