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Moskau sammelt Punkte

■ Schewardnadses Nahost-Initiative ist erfolgversprechend

Bislang war man es auf dem Parkett der internationalen Nahost-Diplomatie gewohnt, die USA Solo tanzen zu sehen. Nun haben sie in der Person des sowjetischen Außenministers Eduard Schewardnadse einen Konkurrenten erhalten, der sie leicht aus dem Takt bringen könnte. Noch ehe die verschiedenen Staats- und Regierungschefs aus Israel und den „befreundeten“ arabischen Staaten ihre Antrittsbesuche in Washington absolvieren konnten, hat Schewardnadse in der Region Sondierungsgespräche für eine friedliche Lösung des Nahost-Konflikts im Rahmen einer internationalen Konferenz aufgenommen.

Die Ausgangsposition des sowjetischen Außenministers ist dabei durchaus ausgewogen. Er setzt sich für die Rechte der Palästinenser ein und für die Beteiligung der PLO an den Verhandlungen, geht aber zugleich stillschweigend von den Realitäten in der Region aus, wie sie in dem ägyptisch -israelischen Separatfrieden unter Schirmherrschaft der USA im Camp-David-Abkommen festgeschrieben sind. Seine Reiseroute schließt so unterschiedliche Staaten wie Syrien, Jordanien, Ägypten und den Irak ein. Zu den Gesprächspartnern zählen auch Arafat und Israels Außenminister Arens. Und im Unterschied zu US-Emissionären, die an einem Tag gleich in verschiedenen Hauptstädten aufzutreten pflegen, nimmt Schewardnadse sich Zeit.

Die konkreten Schritte hin zu einer internationalen Konferenz, die er in Damaskus unterbreitete, stoßen dabei mit der bisherigen Ausnahme Israels - auf breite Zustimmung in der Region. Alte Konzepte, eine Lösung vor allem durch bilaterale Verhandlungen zwischen Israel und Jordanien zu suchen, sind nicht zuletzt durch den Palästinenseraufstand in den besetzten Gebieten gescheitert. In Israel wird nun befürchtet, auch die USA könnten sich den neuen Realitäten stellen und mit der Sowjetunion an einem Strang ziehen. Nach den Washingtoner Totgeburten auf dem Felde der Nahost -Diplomatie in den letzten Jahren, die auch darauf abzielten, die Sowjetunion in der Region außen vor zu lassen, steht die neue Bush-Administration nun unter einem heilsamen Zugzwang, wenn sie die Initiative nicht vollends an die Führung in Moskau verlieren will.

Beate Seel

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