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Tamile tot auf dem Rollfeld

■ Drei Tamilen versuchten Flugzeug in Frankfurt im Transitbereich zu verlassen Flug kam aus Sri Lanka / Mobile Einsatztrupps an EG-Grenze spätestens ab 1992?

Frankfurt/Bonn (taz/dpa) - Im Krankenhaus von Höchst ist am Sonntag abend einer von drei Tamilen gestorben, die kurz vorher bei einer Zwischenlandung in Frankfurt aus der Maschine der Air Lanka auf das Rollfeld gesprungen waren. Ein Mann liegt mit gebrochener Wirbelsäule schwerverletzt im Krankenhaus, ein weiterer überstand den Sprung aus fünf Metern Höhe unverletzt.

Einzelheiten über den Vorfall waren gestern auch von der Staatsanwaltschaft nicht zu erfahren. Sie konnte keine Auskunft über Anlaß und Grund des Sprunges geben. Der unverletzt gebliebene Mann, so hieß es, habe lediglich ausgesagt, daß ihn „niemand geschubst“ habe. Daraus sei zu schließen, daß er freiwillig gesprungen sei.

Die Maschine war von Colombo über Abu Dabhi auf einem 7.000 Kilometer langen Flug nach Paris. Die drei Männer hatten Tickets für Paris gebucht. Kenner des Rhein-Main-Flughafens vermuten, daß sie in Panik gerieten, als sie in Frankfurt feststellten, daß sie das Flugzeug im Transitbereich nicht verlassen durften.

Zur weiteren Erschwerung der Einreise wollen Frankreich, die Bundesrepublik und die Beneluxstaaten an den Außengrenzen ihrer Länder künftig zusätzliche Polizeistreifen einrichten. Das bestätigte gestern in Bonn der Sprecher des Bundesinneministeriums, Michael-Andreas Butz. Außerdem solle die Grenzpolizei eines dieser Länder beim Übertritt unter anderem bereits Bestimmungen des Ziellandes überprüfen.

Ziel sei es, „unverantwortliche Sicherheitsdefizite“ nach der im Schengener Abkommen für 1990 beschlossene Öffnung der Binnengrenzen zwischen den fünf Staaten zu beseiten. Ähnliches werde für die Außengrenzen der gesamten EG nach Verwirklichung des europäischen Binnenmarktes 1992 geplant. Einen Vertragsentwurf darüber gebe es jedoch noch nicht. Die 'Süddeutsche Zeitung‘ hatte am Montag über Verhandlungen zur Fortsetzung auf Seite 2

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Einrichtung neuer, mobiler Einsatzgruppen an den Grenzen berichtet.

Seit zwei Jahren, so der Sprecher des Innenministeriums werde in den Staaten des Schengener Abkommens außerdem mit dem Ziel beraten, möglichst bis 1990 zu einem Vertrag über ein gemeinsames Fahndungssystem, gemeinsame Rauschgiftbekämpfung und angeglichene Visa- und Asylbestimmungen zu kommen. Angesichts des im

Grundgesetz garantierten Rechts auf Asyl dürfe die Bundesrepublik nicht zum Reserveasylland der Europäischen Gemeinschaft werden, behauptete Butz. Das werde auch Thema des nächsten Treffens der EG-Regierungschefs sein. Wie ein Vertreter des Bundesinnenministeriums am Montag bei einer öffentlichen Anhörung vor dem Bundestagsinnenausschuß erklärte, planen die Schengener Staaten unter anderem, ihre Informationen über die Flüchtlingsgruppen und die Herkunftsstaaten auszutauschen.

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