Spielhaus-Mütter „bißchen traurig“

■ Nur befristete Halbtagskraft für Spielhaus Fockengrund / Besetzung mit wenig Erfolg

Einen Grund zum Feiern hätten die ca. 25 Mütter und 40 Kinder im Spielhaus Fockengrund in Bremen Grambke am Dienstag haben sollen. Seit Montag letzter Woche besetzten sie das Spielhaus am Fockengrund 9, um den Senat auf die schlechte Personalsituation dort aufmerksam zu machen: Sie forderen die Einstellung einer zweiten Kindergärtnerin. Am Dienstag hatte der Senat in seiner Senatssitzung endlich die Zusage zu der schon lange bitter erkämpften Stelle gegeben. (vgl. taz 22.2.) „So groß nach feiern war uns aber nicht, eher war es ein bißchen traurig“, beklagt Angelika Freigang, eine der an der Aktion beteiligten Mütter.

Schon seit längerem hatte das Spielhaus am Fockengrund ganze Tage geschlossen werden müssen, wenn die einzige Mitarbeiterin, Frau Rieke, krank war, Urlaub hatte oder auf andere Art ausfiel. Aber auch an normalen Arbeitstagen ist sie mit den 60-100 täglich dort erscheinenden Kindern stark gefordert. Erzieherische Angebote wie Basteln, Ausflüge und Gruppenarbeit fallen seit 1986 völlig unter den Tisch, als die zweite Halbtags-Kraft in Mutterschaftsurlaub ging.

Seit Anfang dieses Jahres kämpfen die Mütter für eine zweite 40-Stundenkraft. Sie haben sich auf die Straße gestellt und an den Haustüren geklingelt, um Unterschriften für ihr Anliegen zu sammeln, Flugblätter verteilt und ihr Thema bei der Einwohnerversammlung zur Sprache gebracht. Schließlich sahen die 25 Mütter, zumeist Hausfrauen, nur noch eine Lösung: Besetzen. So verbarikadierten sie am 13.2.89 den Eingang zum Spielhaus, spielwillige Kinder und die Kindergärtnerin mußten wieder nach Hause. Für die meisten Mütter war der Kampf strapaziös. Die eigenen Kinder im Spielhaus quängeln, Gesprächspartner aus dem Senat kommen zum Anhören, nebenbei muß der normale Tagesablauf weitergehen: „Die haben noch ihre Männer bekocht und die Wäsche gewaschen“, schildert Frau Freigang die Situation.

Am Samstag vergangener Woche kam Sozialsenator Henning Scherf mit Kaffee und Kuchen und sicherte den Frauen endlich die Stelle zu. Doch die Stelle ist nur eine halbe, ein 20 Stunden-Vertrag, und der ist bis September befristet. Danach soll die Mitarbeiterin wieder einspringen, die sich im Moment im Mutterschaftsurlaub befindet. Sie hat aber schon einen Antrag auf Versetzung gestellt. Wenn sie geht, so fürchten die Besetzer-Mütter, fällt die zweite Kraft dem Stellenstopp zum Opfer.

Zwar habe Henning Scherf den Frauen hoch und heilig versprochen, den befristeten Vertrag der in einigen Tagen beginnenden neuen Kraft zu verlängern. Die Mütter wollen das nach ihren bisherigen Erfahrungen aber erst glauben, wenn sie es schriftlich sehen.

Heidrun Riehl