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Erntedankfest bei der KWU

Mülheim/Ruhr (dpa) - Für den Siemens-Unternehmensbereich Kraftwerk Union (KWU) war das Geschäftsjahr 1987/88 (30.September) „ein Jahr des Erntens“. Wie der Leiter des Bereichs, Siemens-Vorstandsmitglied Barthelt, am Montag berichtete, stieg der Weltumsatz um fast 80 Prozent auf 12,7 (Vorjahr 7,1) Milliarden Mark und damit einen neuen Rekordwert in der Geschichte der KWU. Die Auslandsquote erhöhte sich auf 2,6 (2,1) Mrd. Der Nuklearanteil betrug dank der Abrechnung der Kernkraftwerke Isar 2 und Emsland zehn (4,6) Mrd. Mark. Auch zum Ergebnis der Siemens AG „haben wir unseren Teil beigetragen“, so Barthelt.

Den Wert der 1987/88 eingegangenen Bestellungen bezifferte der KWU-Chef mit 5,8 (5,2) Mrd. Mark bei 3,4 (1,8) Mrd. Auslands- und unverändert 2,4 Mrd. Kernenergieanteil. Vom Auftragsbestand Ende September 1988 in Höhe von 18,9 (25,7) Mrd. Mark entfielen 9,5 (8,6) Mrd. Mark auf das Ausland und 12,5 (20,1) Mrd. Mark auf die Kerntechnik. Er umfaßte unter anderem sechs Kernkraftwerke mit über 6.000 Megawatt (MW) Leistung. Über Aufträge zum Bau von Kernkraftwerken werde mit China (zwei) und Spanien verhandelt.

Auf dem Kraftwerksmarkt herrscht laut Barthelt zur Zeit „Winter“. Die KWU habe sich bereits mit Erfolg um einen Ausgleich bemüht, so im nuklearen Service, im Brennelementegeschäft und auf neuen Arbeitsgebieten wie Katalysatoren gegen Stickstoffemissionen, Industrielaser, Umwelttechnik und Photovoltaik. Dennoch mußte die Belegschaft - bei einer Werksauslastung von 73 (74) Prozent

-in der Produktion um ein Prozent und im Ingenieurbereich um zwei Prozent auf insgesamt 25.100 verringert werden.

Beim kerntechnischen Service sieht Barthelt vor allem in den USA und im Ostblock noch „erhebliches Potential“. Zur Markteinführung des Hochtemperaturreaktors gebe es aussichtsreiche Zusammenarbeit mit der Sowjetunion und China.

Der enger gewordene Kraftwerksmarkt zwingt nach Darstellung Barthelts zu Firmenkäufen, Fusionen und Kooperationen. Noch im Frühjahr sei die Vereinbarung einer „breiter angelegten“ Zusammenarbeit mit dem französischen Kraftwerksbauer Framatome auf dem Gebiet der Druckwasserreaktoren zu erwarten.

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