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Erhalten ist wichtiger als Bauen

■ GEWOBA weist einen Gewinn von 1 Million für 1988 aus / 7.000 MietinteressentInnen auf der Warteliste / Trotzdem hält sich der Neubau von Mietwohnungen in engen Grenzen

„Unser Vermietungsangebot“ - diese beiden Worte prangen in großen Buchstaben von der Wand in der Eingangshalle des Verwaltungsgebäudes der GEWOBA, eingerahmt von Bildern schmucker Mietshäuser inmitten grüner Wiesen und bunter Spielplätze. Das Angebot scheint verlockend, ist aber veraltet: Statt freier Wohnungen hat die Gesellschaft zur Zeit nur eine Warteliste von 7000 MietinteressentInnen zu bieten. Aber wenn es schon keine Wohnungen gibt, muß wenigstens Geld vorhanden sein: Mit einem Gewinn von etwa einer Million Mark hat die GEWOBA nach Auskunft der beiden Geschäftsführer'Werner Teetz und Eberhard Kulenkampf, das Geschäftsjahr 1988 abgeschlossen.

Von den weit über 50.000 Wohnungen, die die gemeinnützige Gesellschaft im Lande Bremen besitzt oder verwaltet, standen zum 1. März lediglich 140 Wohnungen leer, davon 40 in der Stadt Bremen. In den Jahren 1986 und 1987 waren dies noch landesweit zwischen 700 und 800 Wohnungen. Trotz der großen Nachfrage wurde der Neubau 1988 nur

in sehr geringem Umfang wieder aufgenommen und lediglich auf den Bau von 25 Eigenheimen beschränkt. Die sind bereits verkauft.

Dieser neu beschrittene Weg soll auch 1989 fortgesetzt werden. So sollen 75 Einfamilienhäuser gebaut und verkauft werden, der Mietwohnungsbau wird sich auf die Erstellung von 18 Wohneinheiten im Neubau und 30 Wohnheinheiten im Rahmen von Aus-und Anbauten bei bestehenden Häuser beschränken. Dies allerdings auch nur, wenn ausreichende staatliche Fördermittel zur Verfügung gestellt werden. Trotz dieses bescheidenen Umfangs sprechen die beiden Geschäftsführer davon, das die GEWOBA mit „diesem Programm ihren Beitrag zur Wohnungsversorgung der neuerdings wieder wachsenden Bremer Bevölkerung“ leiste.

Im Rahmen eines Instandhaltungs-und Modernisierungsprogramms sollen im kommenden Jahr 1o2,5 Millionen Mark ausgegeben werden, hauptsächlich für Dämm -Maßnahmen an Fassaden, Dächern und Giebeln. Nach

Auffassung von Eberhard Kulenkampff ist dies eine richtige und langfristig angelegte Wohnungsbaupolitik, denn der Schaffung von Wohnungseigentum und der Erhaltung des alten Bestandes müsse Vorrang vor Neubauten eingeräumt werden.

Im Neubaubereich müsse es um die langfristige Vermietbarkeit gehen. Deswegen sei der Bau von sogenannten Schlichtwohnungen trotz der großen Nachfrage kurzsichtig. Nach Überzeugung der beiden Immobilienmanager besteht die „derzeitige Wohnungsmangelsituation auch nur vorrübergehend“, da die Grundbevölkerung in der Bundesrepublik abnimmt und der Zustrom von außen letzten Endes auch begrenzt ist, „jedenfalls bei den Aussiedlern“. Welchen Einfluß der EG-Binnenmarkt haben wird, könne derzeit niemand sagen.

Richtig geklozt werden soll dagegen im Hollerland: Hier sollen nach dem Wunsch der GEWOBA-Manager etwa 1.000 Wohnungen entstehen. Gewartet wird nur noch auf politische Entscheidungen. om

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