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Einmal die Woche durchs All

■ Ein Besuch im Bremer Planetarium: Wenn das Unendliche über unseren Köpfen in Zeitlupe kreist / Die Olbersgesellschaft hält die Verbindung Bremens zum All

Schon gehört, wie die Welt sich dreht? Oder den Mond um die Erde quietschen hören? - Nicht? Sicher auch keine Ahnung, was der Jupiter für ein Geräusch macht, wenn er die Sonne umläuft? War ja klar, und dabei wäre für zwei Demark schon jeder dabeigewesen. Und wäre zusätzlich mit der Concorde nach Afrika gereist und hätte dabei die Sonne überholt. Richtung Neufundland, dann nach Süden, und dann immer geradeaus. Aber auch das wäre nicht alles gewesen. Da hier nicht mit irgendeiner hergelaufenen Dumpingpreis -Fluggesellschaft geflogen wird, sondern mit der Olbers -Gesellschaft, ist auch noch eine Tour per Rakete inclusive. Kl. Magelansche Wolke-Tarantelnebel (via Super Nova)-Mars -Jupiter. Einfach. Muß schon jeder selber sehen, wie er/sie wieder zurückkommt.

Aber auf der Polsterbank des Bremer Planetariums ist das kein Problem. Hier wird nur im Geiste gereist. Schon bei dem Gedanken an das große Ganze kann es einem schwindelig werden. Wem wird denn nicht mulmig bei dem Gedanken, daß sich eine Super Nova

(der Kollaps eines Riesensternes) auch im Sonnensystem vor unserer Haustür ereignen kann. „Werden wir dann alle blind?“ wird eine besorgte Stimme im Publikum laut. Nein, werden wir nicht, so fette Sterne (drei bis vier mal die Sonne) gibts bei uns nicht, und selbst wenn unsere gute Sonne es mal nicht mehr macht, im Angesicht des Universums - ein mickriges Nebelchen.

Wenn der Vorführer das Unendliche über dem eigenen Kopf in Zeitlupe kreisen läßt, scheint für Eingeweihte viel zu sehen zu sein: „Und wo ist jetzt der Sirius hin?“ Mir verhilft nicht einmal die helfend übergelegte Schablone zum Erkennen einer „Kassiopeia“. Anhängern philosophischerer Betrachtungsweisen fällt da in Anbetracht der Allmacht des Universums so schnell keine Frage mehr ein.

Besonders im Gedächtnis behalten werde ich dafür die Sache mit dem Mars. Erst durch einen Übersetzungsfehler sollen die „Kanäle“ auf dem Mars entstanden sein, und ruck-zuck waren die grünen Männchen geboren. Aber unser kompetenter und redege

wanter Reiseführer, Lehrer und Astrophysiker, kommt zum Ende, wir finden uns wieder auf dem Linoleum-Fußboden der Hochschule für Nautik ein.

Das Planetarium wird einmal in der Woche von der Olbersgesellschaft für diese öffentlichen Veranstaltungen entliehen, die großen Zulauf finden. Eineinhalbmal bekommen wir die fünfundvierzig Plätze im Planetarium besetzt, berichtet der junge erste Vorsitzende Hartmut Renken. Und das ohne Werbung. Ehrenamtliche Vortragende des 1920 enstandenen Amateur-Astronomenvereins sind haupsächlich Stundenten der Physik, Produktions- und Elektrotechnik. Der Verein, dem eine überraschend große Zahl Jugendlicher angehören, betreibt noch zwei Teleskope in der Sternwarte auf dem Dach. Von dort aus können die Sterne, die im Planetarium simuliert werden, leibhaftig beobachtet und fotografiert werden. Da war am Mittwoch noch mächtig was los. Denn sie wissen, was sie tun.

KeDe

8.3.: „Sternenhimmel im Frühling“, Hochschule für Nautik.

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