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Politische Prügeleien

■ 120 Leute bei Auseinandersetzungen mit Rechtsradikalen von der Polizei eingekesselt / Festgenommene Jugendliche nachts einzeln ausgesetzt

Bei einer Demonstration gegen die rechtsradikalen „Jungen Nationaldemokraten“ am Donnerstag abend sind etwa 120 Leute vor dem U-Bahnhof Jungfernheide von der Polizei umzingelt und vorübergehend festgenommen worden. Im Verlauf der Auseinandersetzungen lag der U-Bahnverkehr rund 30 Minuten lahm.

Wie ein Teilnehmer gegenüber der taz berichtete, kam die Gruppe von Demonstranten, die zum großen Teil dem Antifa -Bündnis angehören, gegen 19 Uhr 30 aus dem U-Bahnhof Junfernheide, um sich zu versammeln. Dort warteten schon zahlreiche, mit Knüppeln bewaffnete Polizeibeamte und verfolgten die Demonstranten. Nach einer Rangelei wurden die rund 120 Personen von der Polizei eingeschlossen und etwa zwei Stunden in einem Kessel festgehalten.

Eine andere Version lieferte ein Zeuge des Geschehens, der ebenfalls an den Vorfällen beteiligt war. Ihm zufolge sei eine Gruppe von etwa 150 Leuten auf das dem U-Bahnhof Jungfernheide gegenüberliegende Schering-Gelände gestürmt, wo sich die Rechtsradikalen zusammengefunden hatten. Nachdem die Antifaschisten einen der rechten Skinheads verprügelt hatten und in Richtung U-Bahnhof abzogen, tauchten die Hüter der Ordnung auf: Beim Anblick der Polizeifahrzeuge gerieten viele der Antifaschisten, zum Teil 13- bis 16jährige, in Panik und flüchteten sich in die U-Bahn. Die Polizeibeamten, so der beteiligte Zeuge, stürzten hinter ihnen her und brachten die Wagen zum Stoppen. Im U-Bahntunnel prügelten die Polizisten die jungen Leute aus den Waggons heraus und schlugen mit Knüppeln auf sie ein.

Einigkeit besteht über den weiteren Verlauf der Ereignisse: Nach der Einkesselung am U-Bahnhof wurden alle 120 Personen in Wannen verfrachtet und zur Gefangenensammelstelle in die Kruppstraße gebracht. Die ersten von ihnen seien etwa vier Stunden später freigelassen worden: Die zum Teil Minderjährigen wurden am Kubat-Dreieck und anderen Stellen der Stadt aus den Polizeifahrzeugen auf die Straße gesetzt. Die Eltern der jüngeren Demonstranten waren von der Polizei nicht benachrichtigt worden, einigen von ihnen wurden die Frage, ob ihr Kind sich auf der Polizei befände, kurzerhand verneint.

Der Polizeibericht zu den Ereignissen: Einige der rund 120 Demonstranten hätten zehn Angehörige der Rechtsradikalen angegriffen und dabei sechs von ihnen auf dem Schering -Gelände in die Flucht geschlagen. 30 bis 40 vermummte Antifaschisten hätten sie verfolgt, wobei einer der Rechten verletzt worden sei. Der Schering-Pförtner habe daraufhin die Polizei gerufen.

Nach Auskunft eines Betroffenen soll gegen die Polizei eine Klage angestrengt werden.

Staatssekretär Wolfgang Müllenbrock zeigt sich im Zusammenhang mit den Vorfällen außerordentlich besorgt. Er stellt die Frage, ob es künftig zu einer Jagd auf Menschen mit einer anderen politischen Meinung kommen wird. Der Staatssekretät verurteilt die Art und Weise, mit der die Antifas gegen die Rechtsradikalen vorgegangen seien. Müllenbrock äußerte, daß die Wahl der „Republikaner“ auf keinen Fall „den politischen Meinungsstreit mit Knüppeln und Stahlruten“ rechtfertige. Eine unklare Haltung zur eindeutigen Ablehnung der Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung zeige hier ihre ersten Früchte.

pat

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