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Spritzen-Doppelmoral

■ Neuer Vorstoß für sterile Spritzen im Knast zur Aids-Prävention: Gleiche Chancen auch für Knackis

Gegen die „Doppelmoral“ der Justiz-Behörde machen gleich reihenweise Bremer Vereine in einem offenen Brief an die SenatorInnen Vera Rüdiger (Gesundheit) und Volker Kröning (Justiz) mobil: Aids-Hilfe, Bremer Hilfe, Kommunale Drogenpolitik, Drobs, Aids-Projekt der AWO, Landesarbeitsgemeinschaft der freien Initiativen und Gruppen in der Straffälligenhilfe. Wenn auch das Thema auf der langen Behördenbank liegt, zählt jeder Tag: Ohne sterile Spritzen laufen die Gefangenen täglich Gefahr, sich durch 'Stationspumpen‘ dem Aids-Risiko auszusetzen. Denn gerade im Knast schafft kaum jemand, was in Freiheit schon schwer genug ist: clean zu werden.

Punkt für Punkt setzen sich die VerfasserInnen des offenen Briefes mit den Bedenken des Justizsenators auseinander. Erstens: Sterile Spritzen verführten erst zum Drogengebrauch und zum 'Anfixen‘. - „Dann aber wenigestens mit sterilen Spritzen“, schreibt Heino Stöver von der Aids-Hilfe bewußt drastisch, der nicht glaubt, daß gerade saubere Spritzen den Ausschlag geben und sich auch gegen den Mythos des needle -sharing als angeblichen Ritus wendet. Daß die

Knast-Bediensteten eine Spritzen-Vergabe als Legalisierung des Drogengebrauchs mißverstehen könnten, müsse höchstens ein Grund sein, sie über diese aids-präventive Maßnahme aufzuklären, wie auch Polizisten draußen die Benutzer der Spritzenautomaten nicht abzufingen. Auch Kondome werden schließlich kostenlos gegen Aids im Knast verteilt, obgleich Homosexualität nicht im Vollzugsplan vorkommt. In keinem anderen Bundesland gebe es Spritzen im Knast - Grund genug, daß Bremen vorangeht, meinen die Vereine: Auch die vom Verein für Kommunale Drogenpolitik ehemals eigenmächtig aufgehängten Spritzenautomaten wurden inzwischen von anderen Bundesländern übernommen. Desinfektionsmittel auszugeben sei dagegen „halbherzig“ und ihre Unschädlichkeit nicht bewiesen. Die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer JuristInnne hatte die Spritzenvergabe im letzten September klar befürwortet.

Justizsenator Kröning will die Frage „weiter in der Deputation besprechen“ und eine positive Antwort in dieser „schwierigen fachübergreifenden Frage ausdrücklich nicht ausschließen“. Das ist sein Standpunkt seit Amtsantritt. S.P

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