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Merkwürdiger Ratschlag-betr.: "Zwei Bücher und zwei Begriffe vom Heiligen", taz vom 1.3.89

betr.: „Zwei Bücher und zwei Begriffe vom Heiligen“, taz vom 1.3.89 (Magazin)

Laut John Berger sollte Salman Rushdie sein Buch freiwillig zurückziehen, nicht nur, weil es angeblich auf gotteslästerliche Weise gegen ein anderes, „heiliges“ Buch gerichtet ist, sondern auch und gerade um den heiligen Krieg im 20.Jahrhundert zu verhindern. Zu diesem merkwürdigen Ratschlag drängen sich gleich mehrere Fragen auf, doch ich beschränke mich auf den Hinweis, daß ein solches schriftstellerisches Selbstverbot als reumütige Reaktion auf die unzweifelhaft bestürzenden Ereignisse, denen jüngst in Indien und Pakistan Menschen zum Opfer gefallen sind, just diesen heiligen Krieg zum Dauerzustand machen würde. Oder wo sind erst die Grenzen zu setzen, wenn dem sich als religiös ausgebenden Fanatismus einmal erlaubt wird, darüber zu bestimmen, was, wo, wie und von wem gedruckt und gelesen werden darf?

Daß Mr.Berger wohl niemals denselben Ratschlag an Autoren erteilen würde, die den Apostolischen Stuhl gegen sich aufgebracht und die Gefühle der Christen verletzt haben, beruht vermutlich weniger auf dem gegenwärtigen Mangel an christlichen Menschenopfern als auf dem halbseidenen Kulturrelativismus mancher linker Kommentatoren. Für mich jedenfalls steht fest: Fanatikern darf nicht nachgegeben werden, ganz egal, aus welcher Ecke sie kommen.

Edward Vance Humphrey, Tübingen

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