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IG Metall bietet IG Druck Hilfe an

■ Metallbetriebe könnten Patenschaften für bestreikte Druckereien übernehmen, sagt IGM-Vorstandsmitglied / In 205 Betrieben ruht Arbeit von 21.600 GewerkschafterInnen

Wiesbaden/Berlin (dpa/taz) - Der Kampf der Drucker um das freie Wochenende hat sich am Dienstag weiter zugespitzt. Gleichzeitig gab es von den Schlichtungsverhandlungen in Wiesbaden erste Kompromiß-Signale. Insgesamt 21.600 Beschäftigte der Druckbranche haben in 205 Betrieben die Maschinen gestoppt und die Bildschirme ausgeschaltet, um die Verhandlungspositionen der IG Druck und Papier bei den Schlichtungsverhandlungen in Wiesbaden zu stärken. Der Sprecher des Bundesverbandes Druck, Peter Klemm, warf der Gewerkschaft einen „kompromißlosen Konfliktkurs“ vor, ohne allerdings seinerseits ein Entgegenkommen der Arbeitgeberseite zu signalisieren. Bei den Verhandlungen geht es vor allem um die Begrenzung der Samstagschichten für die einzelnen Mitarbeiter und eine zeitliche Begrenzung der Samstagschicht beispielsweise bis 15 Uhr.

„Dreh- und Angelpunkt“ bei den Verhandlungen ist die Definition des Begriffs „aktuelle Presseerzeugnisse“, für die allein Arbeit an Wochenenden möglich bleiben soll. Angesichts der bisher starren Haltung der Arbeitgeber hat die IG Metall inzwischen den Druckern ihre Hilfe angeboten. Das für Tarifpolitik zuständige Vorstandsmitglied Klaus Zwickel forderte die Funktionäre seiner Organisation zu „praktischer Hilfe“ für die IG Druck auf. Beispielsweise könnten Metallbetriebe Patenschaften für streikende Druckbetriebe übernehmen, meinte Zwickel in Frankfurt. Mit dem Arbeitskonflikt in der Druckindustrie habe auch für die Metallindustrie die Tarifrunde 1990 bereits jetzt begonnen. Die IG Metall will für die im kommenden Jahr anstehende Tarifauseinandersetzung um die endgültige Durchsetzung der 35-Stunden-Woche und die Sicherung des freien Wochenendes ein breites Bündnis mit Kirchen, Frauen- und Jugendvereinigungen, mit Sportvereinen und kulturellen Gruppen eingehen.

Allein in Nordrhein-Westfalen legten über 6.000 Drucker die Arbeit nieder. Betroffen waren unter anderem die Druckereien der 'Westdeutschen Allgemeinen Zeitung‘ (WAZ) in Essen, der 'Bild'-Zeitung in Essen und der 'Rheinischen Post‘. In Bremen und Niedersachsen waren 3.000 im Streik, in Hamburg und Schleswig-Holstein 4.500. In Berlin wurden wiederum die Druckereien des 'Tagesspiegel‘ und des Berliner 'Volksblatts‘ bestreikt. In der 'Volksblatt'-Druckerei wird auch die taz hergestellt.

Bei den Wiesbadener Verhandlungen liegt inzwischen ein Tarifvertragsentwurf der Gewerkschaft zur Samstagsarbeit vor. Drupa-Sprecher Hermann Zoller wollte jedoch keine Details nennen. Die Arbeitgeber wollen jetzt nach den Worten ihres Sprechers Peter Klemm ihre „Vorstellungen dagegensetzen, damit dann klar die Kontraste herausgearbeitet sind“.

Die derzeit laufende Verhandlungsrunde unter dem Schlichter, dem Präsidenten des Bundessozialgerichts Hermann Reiter, läuft seit Montag und ist auf drei Tage angesetzt. Ob es Kompromißmöglichkeiten gibt, darüber mochte sich Reiter gestern nicht äußern.

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