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EG unterstützt hochauflösendes TV

■ Japaner haben die Nase vorn / Bonn warnt vor Protektionismus

Brüssel (ap) - Im weltweiten Marktgefecht um die Einführung einer dritten Fernsehgeneration will die EG der europäischen Industrie volle politische Rückendeckung geben. Die zwölf Staaten der Europäischen Gemeinschaft einigten sich in Brüssel darauf, in den internationalen Normengremien weiterhin für die globale Einführung von EG-Standards zu streiten. Ferner forderten die EG-Industrie- und Wirtschaftsminister die an der Entwicklung des qualitativ verbesserten „hochauflösenden Fernsehens“ (HDTV) beteiligten europäischen Unternehmen auf, die technische Entwicklung der Geräte zügig voranzutreiben.

Nach Schätzungen der EG-Kommission hat die weltweite Einführung einer dritten Fernsehgeneration mit exzellentem Großbild und ebenso brillantem Ton ein gewaltiges Marktvolumen von jährlich 200 Mrd. Mark für einen Zeitraum von zehn Jahren. Die führende Position bei der Entwicklung von HDTV nehmen derzeit japanische Firmen ein. Sie stellten bereits vor zwei Jahren ein funktionsfähiges und als gut bewertetes System vor, das mit der gegenwärtigen Fernsehgeneration auch durch Zusatzgeräte nicht zusammengeschaltet werden kann.

Im vergangenen Jahr traten die europäischen Konzerne Philips (Niederlande), Thomson (Frankreich) und Bosch (Bundesrepublik) mit einem EG-System an die Öffentlichkeit, das die Weiterverwendung der alten Fernsehgeräte bei herkömmlichen Qualitätsstandards erlaubt. Die verbesserte Qualität des EG-Systems ist ebenso wie beim japanischen nur mit neuen Geräten erreichbar. Allerdings hinken die Europäer den Japanern in der Entwicklung zwei Jahre hinterher.

Entscheidend wird in den kommenden Jahren sein, ob sich die EG im internationalen Normenausschuß für die Abstimmung von Rundfunk- und Fernsehsystemen (CCIR) auch durchsetzen kann. In einem in Brüssel bekanntgewordenen Memorandum der Niederlande, das im Grundsatz auch die Meinung der anderen EG-Mitglieder widerspiegelt, heißt es: „Wenn es uns nicht gelingt, unseren europäischen Normenvorschlag als hinreichend gewichtigen Punkt auf die Tagesordnung der CCIR -Tagung 1990 zu setzen, besteht keinerlei Möglichkeit, die auf der CCIR-Tagung 1986 herschende Grundhaltung entscheidend zu verändern.“

In dem Memorandum wird weiter betont: „Da sich Japan mit Unterstützung bestimmter US-Kreise und auch mit Hilfe der UdSSR offensichtlich bemüht, einen solchen Richtungswechsel zu verhindern, ist ein aktives, gemeinsames Auftreten unserer Länder unabdingbar.“ Im Rahmen des Programms EUREKA streben zusammen mit der Europäischen Gemeinschaft auch die Staaten der Europäischen Freihandelszone (EFTA) eine gesamteuropäische Fernsehnorm an.

Der Bonner Staatssekretär Dieter von Würzen, der in Vertretung von Bundeswirtschaftsminister Helmut Haussmann am EG-Industrieministerrat teilnahm, wandte sich vor Journalisten in Brüssel allerdings gegen Pläne, die Koordinierung der europäischen HDTV-Entwicklung der EG -Kommission zu überlassen. Es müsse alles getan werden, um nicht den Eindruck zu erwecken, daß die EG ihr Vorhaben mit protektionistischen Maßnahmen erreichen wolle. Nach den Worten von Würzens sollte die Abwicklung den einzelnen Mitgliedstaaten der Gemeinschaft überlassen bleiben.

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