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Rushdie

Ein Herr El Mochtar meint in einem Leserbrief vom 2.3.89, es sei bedauerlich, daß der Westen Islam und Khomeini in einen Topf werfe. In Rushdies Buch werde der Islam und nicht Khomeini angegriffen. Es sei klug, die Veröffentlichung des Buches zu verhindern.

Ich schließe daraus, der beleidigte Moslem glaubt, der Islam darf nicht kritisiert werden. Bücher mit islamkritischem Inhalt sind zu verbieten. Damit hat er genau den springenden Punkt erkannt: Rushdies Buch ist nicht nur ein Fall Rushdie/Khomeini, sondern in erster Linie ein Fall Rushdie/Islam. Es geht darum, daß Anhänger der fanatischen, intoleranten Islamdoktrin alle Ungläubigen nach Herzenslust tyrannisieren, beschimpfen und beleidigen dürfen, die überflüssige und gefährliche Religion des Islam aber sachlich zu kritisieren, ist nicht erlaubt. (...)

Hartmut Wagner, Schwerte

Wenn Fundamentalisten gleich welcher Religion die säkulare Gesellschaft bekämpfen und anderen vorschreiben wollen, was sie lesen, sagen und leben dürfen, ist dies eine radikale Herausforderung der Linken - ob in den USA, in Israel oder jetzt u.a. in England. Niemand ist gefährlicher auf längere Sicht als diese selbstgerechten Sprachrohre „göttlicher“ Wahrheiten und Normen. Atheisten aller Länder vereinigt Euch!

Helmut Fallschessel, Berlin 62

Grundsätzlich lehnen wir das Verhalten Khomeinis ab. Niemand hat das Recht hier ein Todesurteil auszusprechen oder mit derartigem Terror zu drohen.

(...) Fest steht, daß der Autor des Buches Satanische Verse Salman Rushdie für jeden gläubigen Moslem eine schwere Gotteslästerung begangen hat. Er hat den Propheten Mohammad entstellt dargestellt und verleugnet, und das Heilige Buch des Islams, den Koran, beleidigt. Die Empörung, die Trauer und der Schmerz, der hier den gläubigen Muslime zugefügt wurde, das sollte nicht übersehen werden. (...) Wir leben heute in einer Zeit, in der die heiligsten Dinge der Menschen mißachtet werden. Der letzte Jesus-Film von Scorsese oder der noch widerlichere von Achternbusch zeigen es deutlich. (...)

Wenn heute Millionen von Muslimen über das Erscheinen der sogenannten Satanischen Verse vor Trauer weinen, wenn sie empört sind, dann soll uns das sehr nachdenklich stimmen. Hier sind Menschen in ihren Gefühlen für das „Heilige“ verletzt worden und sie empfinden das.

Dann sollten wir alle vielleicht so reagieren wie der katholische Bischof von Lyon Kardinal Decourtay der sagte: die Satanischen Verse sind eine Beleidigung der Religionen. Das heißt sie sind nicht nur eine Beleidigung des Islams, sondern sie sind eine Beleidigung der Religion. Jedes Buch, jedes Werk, das die Religion, das die Gefühle der Menschen derartig verletzt, sollte unterbleiben. Solche Dinge sind nicht Zeichen eines freiheitlichen Fortschritts, sondern sie sind Zeichen einer fortgeschrittenen Dekadenz.

Freunde des Islam Berlin e.V.

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