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Ehepaar Jungk auf der ITB

■ Lebendiger Widerstand statt apokalyptischer Visionen

Er, Robert Jungk als populärer Gast auf dem Podium; sie, Frau Jungk, vis-a-vis als streitbare Ehefrau im Publikum: es war ein interessantes Gespann auf der Diskussionsveranstaltung „Brückenschlag: Welche Umwelt hinterlassen wir unseren Kindern?“ Veranstaltet von der AG „Tourismus mit Einsicht“, die auch dieses Jahr wieder mit einem Stand auf der Internationalen Tourismusbörse an die Vernunft der Touristen appellierte, ging es dieses Mal weniger um Tourismus als vielmehr um die fundamentaleren Dinge der ökologischen Krise.

Apokalyptische Stimmung prägte die Gesprächsrunde, und erneut fiel der Satz, es sei eine Minute vor zwölf. „Ach“, enervierte sich da Frau Jungk, „schon tausendmal gehört. Ich will Widerstand gelebt wissen. Die Kinder muß man Widerstand lehren!“ Nach ihrem erfrischend kontrapunktischen Gebrummel gegen das nivellierende Gelabber und die Klagen über den Zustand der Welt gipfelte ihr vehementer Einsatz in einem Plädoyer für Tageslicht und frische Luft: „Wie schon Albert Schweitzer sagte: Air-condition ist kalter Schweiß.“ Sie entrüstete sich über dieses unmenschliche Gebäude, in dem man solche Veranstaltungen stattfinden lasse. Gemeint war das Internationale Congress Centrum in Berlin und der hermetische Tagungsort - ein Raum von technisch perfekter Künstlichkeit und dem Styling eines Raumschiffes. Vor dem ungebremsten Vitalitätsschub der Frau Jungk verblaßten die mehrfach herbeizitierten apokalyptischen Reiter, die uns heute in Gestalt von Umwelt-und Klimakatastrophe, Energiekrise und Überbevölkerung mit dem Garaus drohen.

Während die resolute Frau Jungk den pragmatischen Weg ins Hier und Jetzt wies, favorisierte die Gesprächsleitung (Jost Krippendorf) die kosmologische Lösung. Es ist bedauerlich, wie das ökologische Engagement auf dieser Veranstaltung im moralischen Impetus und missionarischen Eifer a la Rudolf Bahro gefangen blieb.

Christel Burghoff

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