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Wer hat Angst vor grünen Sportlern?

■ Rudi Thiel/Werner Hannemann/Uwe Hammer/Joachim Günther/Horst-Achim Kern/Hans-Jürgen Kuhn

Rudi Thiel (ISTAF-Chef): „Ich erwarte die rot-grüne Sportkoalition mit Spannung und nicht ohne Optimismus. Der oder die SportsenatorIn muß sich darüber klar sein, daß das ISTAF zur Zeit an der Weltspitze der Leichtathletikveranstaltungen steht. Die Konkurrenz wird aber immer größer, und mangelnde finanzielle Unterstützung könnte das Stadionfest leicht auf die schiefe Bahn bringen. Der Berliner Sport wird jetzt beim AL-Sportsenator Schlange stehen.“

Werner Hannemann (Schatzmeister des LSB und derzeitiger Vertreter des LSB-Vorsitzenden Manfred von Richthofen): „Es ist erfreulich, daß der Freizeit- und Breitensport in Zukunft verstärkt gefördert werden soll. Allerdings gibt es doch auch eine ganze Reihe von offenen Fragen, so bei der Fortführung des Sportanlagen-Sanierungsprogramms, des Ausbaus des Poststadions und auch bei der vom geltenden Sportförderungsgesetz vorgesehenen Priorität des Kinder- und Jugendsports.“

Uwe Hammer (Präsident des Berliner Fußball-Verbandes): „Die bisherigen Pläne, das Poststadion auszubauen, dürfen nicht fallengelassen werden. Es sind schon Hundertausende von Mark für die Ausarbeitung eines Konzepts ausgegeben worden. Ohne Spitzensportförderung geht es nicht. Die Standortnachteile der Berliner Profivereine müssen auch weiterhin durch Fahrtkostenzuschüsse ausgeglichen werden.“

Joachim Günther (Präsident des Berliner Leichtathletik -Verbandes): „Die Vergabe des Sportressorts an die AL stellt den Verband vor eine völlig neue Situation. Vor einer Aufwertung der Volkshochschul-, Freizeit- und Erholungssportprogramme ist zu warnen. Die Vereine müssen in den Bezirken im Interesse des Jugendsports den Anfängen wehren.“

Horst-Achim Kern (sportpolitischer Sprecher der SPD): „Diejenigen, die bisher im Schatten der CDU-Sportpolitik gestanden haben, werden jetzt im Mittelpunkt stehen. Das bedeutet eine fast totale Umkehrung der sportpolitischen Schwerpunkte. Der Leistungssport wird auch weiterhin als eine Säule des Sports gefördert werden. Nur wird jetzt der früheren Gigantomanie abgeschworen. In bezug auf den Motorsport ist zu sagen, daß bereits vereinbarte Termine nicht gekippt werden. Aber im Rahmen des ökologischen Stadtumbaus werden wir den Ausstieg durch Reduzierung der Veranstaltungen einleiten. Insgesamt kann der Sport sehr mit den Verhandlungsergebnissen zufrieden sein. Die Angst vor einer rot-grünen Sportkoalition halte ich besonders in bezug auf die AL für übertrieben.“

Hans-Jürgen Kuhn (bisheriger sportpolitischer Sprecher der AL): „Wir wollen die Akzeptanz gegenüber einem AL -Sportressort schnell verbessern. Schließlich will ja niemand den Leistungssport abschaffen. Dennoch ist der Freizeitsport zukunftsorientierter als der Hochleistungssport, der sich durch Doping und Kommerzialisierung in der Sackgasse befindet. Wir werden genau darauf achten müssen, welche Projekte und Veranstaltungen gefördert werden können, weil die Finanzmittel knapp sind.“

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