: Honduras trotzt dem IWF: Abwertung wird verweigert
■ „Flugzeugträger der USA“ in Zentralamerika will aber weiterzahlen
Tegucigalpa (afp/taz) - Die honduranische Regierung widersetzt sich der vom Internationalen Währungsfonds (IWF) geforderten Abwertung ihrer Landeswährung, will jedoch die Rückzahlung ihrer Auslandsschulden nicht einseitig stoppen. Mit diesem Ergebnis trennten sich am Wochenende die Verhandlungsdelegationen von Währungsfonds und Weltbank sowie der honduranischen Regierung nach dreitägigen Gesprächen in der Hauptstadt Tegucigalpa. Die Zentralbank des mittelamerikanischen Landes dementierte damit eine Erklärung ihres Präsidenten Gonzalo Carias, Honduras habe die Rückzahlung seiner Auslandsschulden von insgesamt 3,2 Mrd. Dollar eingestellt.
Der IWF, dem Honduras 52 Millionen Dollar schuldet, hat dem Land seit 1982 keinen neuen Kredit mehr bewilligt, die Weltbank hat 1981 bereits den Geldhahn zugedreht. Dort sind noch 40 Millionen Dollar an Rückzahlungen ausständig. Honduras will erst wieder abstottern, wenn es neue Kredite gibt.
Umstritten zwischen beiden Seiten blieb bis zuletzt die Forderung der internationalen Finanzorganisationen nach Abwertung der honduranischen Währung, der Lempira. Sie wird nach offiziellem Kurs im Verhältnis zwei zu eins zum Dollar gehandelt. Auf dem Schwarzmarkt kostet der Dollar allerdings bereits 3,5 Lempire. In einer Studie der US-Agentur für internationale Entwicklung wird eine Parität der Lempira gegenüber dem Dollar von 3,4 bis vier zu eins vorgeschlagen. Überdies verlangt der Währungsfonds von Honduras als Bedingung für neue Kredite ein drastisches Sparprogramm mit Subventionskürzungen und Tariferhöhungen für Leistungen des öffentlichen Dienstes. „Das sind dieselben Rezepte, die die jüngsten blutigen Ereignisse in Venezuela hervorgerufen haben“, kommentierte der honduranische Finanzminister Efrain Bu Giron diesen Katalog. Er legte einen Gegenvorschlag vor, der unter anderem Maßnahmen zur verbesserten Steuererhebung vorsieht, um die Staatseinnahmen zu erhöhen. Die Delegation der beiden Finanzinstitute wird am 27.März zur Fortsetzung der Verhandlungen in Honduras zurückerwartet. Entscheidende Sparmaßnahmen dürften der Regierung angesichts der Wahlen im November derzeit schwer fallen.
Mit dem Lempira, der als einzige lateinamerikanische Währung seit 70 Jahren gegenüber dem Dollar stabil ist, verbindet sich ein besonderer Nationalstolz.
Die Währung konnte sich allerdings nur deswegen so lange halten, weil die USA, denen an der Stabilität des Nachbarn von Nicaragua und El Salvador besonders gelegen ist, enorme Mengen flüssiger Dollars ins Land gepumpt haben. Honduras wird mit umgerechnet rund einer Millionen Mark täglich finanziert. Das meiste wickeln die USA über ihre Entwicklungshilfeagentur „Agency for International Development“ (AID) ab, die ganze Ministerien finanziert. Die Militärhilfe, die direkt mit dem Generalstab ausgehandelt wird, garantiert den Uniformierten ausreichend Privilegien, daß unter den hohen Offizieren keine Putschgelüste aufkommen.
Doch auch Reagan konnte seinen Flugzeugträger in Zentralamerika nicht vor der Krise abschirmen. Kapitalflucht und die drastische Verschlechterung der Terms of Trade für die traditionellen Exportprodukte Bananen und Kaffee, haben der Wirtschaft zugesetzt. Der Haushalt laboriert an einem Defizit von rund 200 Millionen Lempiras. Konservativen Schätzungen zufolge hat die Kaufkraft des Lempira zwischen 1981 und 1987 um 50 Prozent verloren. Leidtragende sind vor allem die Kleinverdiener und die Armen, wie man an den sprunghaft wachsenden Elendsvierteln der Städte erkennen kann.
Auch bei der Bundesrepublik steht die Regierung in Tegucigalpa in der Kreide. Weil Honduras mit der Rückzahlung hermesverbürgter Schulden bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau im Rückstand ist, wird die versprochene Hilfe nur zögernd ausgezahlt. Nach den Regierungsverhandlungen von 1987 bekommt Honduras 12 Millionen Mark Technische Zusammenarbeit und weitere 30 Millionen Finanzhilfe für zwei Jahre. Zusätzlich wurden 21 Millionen an Sonderhilfe für Ernährungssicherung bewilligt, die über drei Jahre ausgezahlt wird.
Ralf Leonhard/Managua
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen