: Pizza mit der Brechstange
■ S T A N D B I L D
(Pizza-Express, Mo., 13.3., 19.30 Uhr, ZDF) Ein turbulent -komischer Film sollte es sein. In der Tat ging es zu, wie in der soliden deutschen Boulevardkomödie üblich: turbulent, aber die Gags mit der Brechstange herausgearbeitet und schon meilenweit vorher zu erkennen. Petra, ein krimiverrücktes Dummchen, von Beruf Pizzaverkäuferin, wird bei einer Warenlieferung in ein Luxushotel zur Fassadenkletterin und fällt in die Shakespeare-Suite des von ihr angehimmelten Krimischreiberlings, der sich im halboffenen Bademantel, aus dem kräftig das Brusthaar quillt, gerade mit seinem neuen Roman abquält. Dies soll der Auftakt zu einem Verwirrspiel zwischen Fiktion und Realität sein, in dem die Pizzabäckerin zeitweilig die Züge einer Mata Hari annimmt, zumindest für ihren Krimiautor, der den Kopf, wie es sich für einen richtigen Schriftsteller gehört, stets in den Wolken hat. Das Dummchen läßt keine Gelegenheit aus, um freiwillig oder unfreiwillig die Hüllen fallen zu lassen, aber bemerkenswerterweise nicht, um Busen und Po zu zeigen, sondern nur um tadellos ausrasierte Achselhöhlen leuchten zu lassen. Geile Böcke und Ricken zuhauf bevölkern das Hotel, darunter ein Gangster, der das Pizzamädchen für einen Schnellfick haben will, in der Hauptsache aber hinter einem kostbaren Mikrochip her ist, den die Unschuld vom Pizzaexpreß bei ihrer Kletterpartie an der Hotelfassade zufällig aufgegabelt hat. Wie der Zufall ferner will, mögen sich das Brustfell und die makellose Achselhöhle und trotzen den Gangstern gemeinsam. Zum langersehnten Schluß landet der Chip in der Kanalisation. Das Rotköpfchen verläßt ihren angetrauten Pizzabäcker und findet zu ihrem Traumautoren.
Kaugummiartig wie der Edamer auf der Pizza „Vier Jahreszeiten“ reihten sich zahllose Episoden mit reichlich mißlungener Situationskomik aneinander. Die Dialoge waren hölzern (“...es ist zwar nicht besonders originell, aber ich muß dir gestehen, daß ich dich liebe...“), die Rollen miserabel gespielt. Deutsche Komödienschreiber haben bisher auch noch kein Klischee gefunden, das so ausgewalzt ist, daß es sich nicht verwursten und breitbastig in Szene setzen läßt. Diese Art von Humor weckt Verständnis für alle, die sich den Abend vor der Glotze mit dem Sechserpack erträglicher machen.
Josefa Wittenborg
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