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Rushdie: Die gute Nachricht

■ 50 Verlage geben Rushdies „Satanische Verse“ heraus / Krise im Literatur-Nobelpreiskomitee

Nun hat Kiepenheuer&Witsch doch seine Rechte abgegeben. Der Verlag, der Salman Rushdies Buch Die satanischen Verse im Herbst herausbringen wird, heißt „UN-Charta Artikel 19“ nach dem Artikel, der die Freiheit des Wortes garantiert und ist eigens zu diesem Zweck gegründet worden. Insgesamt 60 bundesdeutsche, österreichische und Schweizer Verlage, u.a. Bertelsmann, Luchterhand, Rotbuch, Rowohlt, Suhrkamp und Wagenbach, haben sich für dieses Unternehmen zusammengeschlossen. Als Herausgeber zeichnen außerdem mehr als 150 SchriftstellerInnen, PublizistInnen, PolitikerInnen und Personen des öffentlichen Lebens verantwortlich. Eventuelle Gewinne wird das Non-Profit-Unternehmen an die Organisation „Writers in Prison“ weiterleiten. Zur konzertierten Aktion aufgerufen hatte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Nach Ansicht des Börsenvereins soll die Bundesregierung sicherstellen, daß Herstellung, Vertrieb und Verkauf der Satanischen Verse unbehelligt vonstatten gehen können.

Bundespräsident von Weizsäcker hat sich jetzt auch zu Rushdie geäußert, bei einem Essen für den ägyptischen Staatschef Mubarak am Montag. Allerdings indirekt: Er sagte, verletzte religiöse Gefühle dürften nicht dazu führen, daß die Regeln des friedlichen Zusammenlebens der Völker mißachtet würden. Rushdie, Khomeini und das Buch erwähnte er mit keinem Wort.

Krise unterdessen in der Schwedischen Akademie, die alljährlich den Literatur-Nobelpreis vergibt. Nach einer längeren internen Diskussion über die Morddrohung gegen den britisch-indischen Schriftsteller hatten sich die 18 Mitglieder Fortsetzung Seite 2

nicht auf eine gemeinsame Erklärung einigen können. Zwei Mitglieder, die Schriftstellerin Kerstin Ekman und Lars Gyllensten, hielten dies offenbar für ein solches Armutszeugnis, daß sie sich jetzt von der Akademie distanzierten. Gyllensten will bis auf weiteres den Sitzungen aus Protest fernbleiben und nur noch verwalten. Ekman wurde noch deutlicher: Im schwedischen Fernsehen kündigte sie an, ab sofort nicht mehr für die Akademie zu arbeiten.

In Indonesien ist Rushdies Buch gestern verboten worden. Begründung des Justizministers: Das weltweit umstrittene Werk könne für Unruhen sorgen. 87 Prozent der Indonesier sind Moslems.

Ein erster Versuch von britischen Moslems, gegen den Schriftsteller Salman Rushdie und die Verleger des Buches Die Satanischen Verse gerichtlich vorzugehen, ist am Montag abend zurückgewiesen worden.

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