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Inhumanität-betr.: "Streikabbruch auch bei iranischen Kindern", taz vom 9.3.89

betr.: „Streikabbruch auch

bei iranischen Kindern“,

taz vom 9.3.89

Bei ihrem ersten Besuch im Nachkriegsdeutschland mußte Hannah Arendt feststellen, daß viele Deutsche dazu neigten, unliebsame Tatsachen zu bloßen „Meinungen“ zu degradieren. Meinung gegen Meinung, ist das nicht Demokratie?

Während „man“ meint, diese „unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge“ (Behördendeutsch) könnten ganz gut ohne Not im Iran bleiben oder eben woanders aus dem Flugzeug steigen als in der BRD, könnte „man“ auf der Sozialstation des Frankfurter Flughafens, in einem der aus allen Nähten platzenden AWO- und sonstigen Aufnahmelager schnell eines Schlechteren belehrt werden. Was diese Kinder und Jugendlichen (ganz zu schweigen von Familienangehörigen und Bekannten) hinter sich haben, steht den Methoden des NS -Terrors in nichts nach.

Die Aushöhlung des Asylrechts ist entsetzlich, die davon betroffenen Kinder, die bei uns Schutz suchten, wiederum unter starken seelischen Druck zu setzen, eine Inhumanität sondergleichen. Doch wie schon die Rushdie-Affäre zeigt: „Man“ will nicht so genau ins Menschenschlachthaus schauen, an dem sich noch verdienen läßt. Dessen Opfer gehen einen nichts an.

R.E.Ritze-Seiffert, Dipl.Soz.Päd., Schriftstellerin, Witzenhausen

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