: Exilkoreaner in Seoul verhaftet
■ Der in Berlin lebende Journalist Rhee Jong-Soo wurde bei seiner Ankunft vom südkoreanischen Geheimdienst verhaftet und ist seitdem verschwunden
Berlin (taz) - Der koreanische Journalist Rhee Jong-Soo, der seit 19 Jahren in West-Berlin lebt, wurde am Montag auf dem Flughafen Kimpo der südkoreanischen Hauptstadt Seoul unmittelbar nach seiner Einreise vom südkoreanischen Geheimdienst (KCIA) verhaftet und ist seitdem verschwunden. Das teilten am Mittwoch Vertreter des bundesweiten Vereins der Exilkoreaner „Forum für ein demokratisches Korea“, dessen Vorsitzender Rhee war, und die Frau des Verhafteten mit. Rhee gilt als engster Vertrauter des bekannten südkoreanischen Komponisten Isang Yung, der 1967 selbst vom südkoreanischen Geheimdienst aus Berlin entführt und in Seoul zum Tode verurteilt worden war. Erst internationaler Protest konnte damals eine Begnadigung und Abschiebung Yungs nach Deutschland erwirken. Rhee sollte nun die erste Heimat -Konzertreise des Komponisten vorbereiten.
„Aus unserer Erfahrung mit ähnlichen Fällen aus der jüngsten Vergangenheit müssen wir davon ausgehen, daß Rhee gefoltert wird, um ihm ein mögliches Geständnis zu erpressen, daß er gegen die Regierung in Südkorea arbeite“, sagte ein Sprecher der Exilkoreaner in der Bundesrepublik. Rhee (49) gilt neben dem Bundesverdienstkreuzträger Isang Yung als einer der wichtigsten Vertreter der südkoreanischen demokratischen Bewegung in Europa.
Der jetzigen Reise Rhees war der Vorschlag des Komponisten Isang Yung aus dem letzten Jahr vorausgegangen, ein gemeinsames Konzert in der demilitarisierten Zone zwischen Nord- und Südkorea auszurichten. Damit solle ein Versuch unternommen werden, daß sich beide Koreas zunächst einmal im „kulturellen Bereich friedlich“ näherkommen, hatte der Wahlberliner Yung in der Vergangenheit erklärt. Gleichzeitig hatte der Komponist ursprünglich geplant, in den nächsten Wochen nach Südkorea zu reisen, um in Seoul vier Konzerte zu geben. „Unter dem Druck des Geheimdienstes hatte Isang Yung seine Zusage zurückgezogen“, erklärte ein Sprecher der Exilkoreaner.
Jürgen Kremb
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