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Glatter Durchmarsch für Rot-Grün

Das BerlinerAbgeordnetenhaus wählte gestern den rot-grünen Senat / Der Regierende Bürgermeister heißt Walter Momper / Überraschung bei der Wahl der Umweltsenatorin: sechs Stimmen von der Oppostion / SPD und AL wählten glatt durch  ■  Von Brigitte Fehrle

Berlin (taz) - Berlin hat einen neuen Senat. In einem glatten Durchmarsch und in atemberaubender Geschwindigkeit wählte das Abgeordnetenhaus gestern nachmittag den Regierenden Bürgermeister und 13 SenatorInnen. Alle 72 Abgeordneten der Regierungsfraktionen SPD und Alternative Liste gaben dem neuen Regierenden Walter Momper ihre Stimme.

Am Abend, als alles schon gelaufen schien, gab es dann doch noch eine ganz unvorhergesehene Überraschung. Michaele Schreyer, die AL-Kandidatin für das Ressort Stadtentwicklung und Umweltschutz bekam sechs Stimmen von der Opposition. Dreimal stolperte Parlamentspräsident Wohlrabe bevor er die Zahl endlich übers Mikrofon brachte. 78 Stimmen. SPD und AL zusammen haben nur 72.

Die Überraschungen bei der Wahl, die man eigentlich erwartet hatte blieben aus. Die Hamburger Professorin Heide Pfarr, über deren Nominierung es in der SPD Fraktion Unstimmingkeiten gegeben hatte, bekam ebenfalls sämtliche 72 Stimmen. Und auch die neue Frauensenatorin Anne Klein, die wegen ihrer Herkunft aus der autonomen Frauenbewegung ein Affrond gegen die SPD Frauen war, ging glatt durch. Offenbar hatten die SPD Fraunen ihren Groll, daß die Partei das Frauenresort der SDP überlassen hatte, zurückgestellt. Helga Korthaase, die im SPD-Modell der Gleichstellungsstelle als Leiterin vorgesehen war, hoffte gestern auf „gute Zusammenarbeit“.

Ingrid Stahmer, die neue Bürgermeisterin und Senatorin für Gesundheit und Soziales, wurde als erste gewählt. Sie bekam überraschend nur 71 Stimmen. Der neue Senator für Arbeit, Verkehr und Betriebe heißt Horst Wagner, bisher Vorsitzender der IG-Metall und der Parteirechten zugehörig. Auch er bekam alle möglichen Stimmen von AL und SPD. Eine Enthaltung - und glaubt man dem SPD Sprecher Kohlhoff kam die von ihm selber

-bekam Bausenator Wolfgang Nagel.

Norbert Meißner heißt der neue Finanzsenator. Daß Erich Pätzold noch einmal Innensenator werden würde, wußte er vor sechs Wochen auch noch nicht. Der 57jährige, der schon von 1973 bis 1981 Senator für Gesundheit und Umweltschutz war, wollte sich eigentlich aus der Politik zurückziehen. Eine Stimme fehlte der Justizseantorin Limbach, allerdings eine, die gar nicht abgegeben wurde. Obwohl den SPD Abgeordneten gestern in der Fraktionssitzung eingebläut worden war, auf ihren Plätzen zu bleiben und die Wahlgänge nicht zu versäumen, schien einer oder eine doch durch die Massen geschlüpft zu sein.

Alle Stimmen bekam auch Anke Martiny, sie ist damit neue Kultursenatorin. Daß ihr wahrscheinlich in ihrem Haushalt die eine oder andere Mark gestrichen wird, war ihr auch noch nicht klar. Erst seit letzten Montag sei sie entschieden, für das Amt zu kandidieren. Ebenfalls einstimmig gewählt wurde Sybille Volkholz, Lehrerin und bislang stellvertretende GEW- Vorsitzende zur Senatorin für Schule und Sport, Peter Mitzscherling (SPD) als Wirtschaftssenator und - last not least - die neue Wissenschaftssenatorin Barbara Riedmüller-Seel.

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