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Alle sind gespannt auf die Neue

■ Heute fand der erste Kontakt zwischen der neuen Frauensenatorin Anne Klein und der Belegschaft der ihr unterstellten Behörde statt

Die Behörde am Karlsbad 8 macht einen ruhigen ausgeglichenen Eindruck. Gerade ist einer der Hausmeister dabei, auf dem Flur den Namen der neuen Senatorin Buchstaben für Buchstaben in eine Tafel zu stecken. Auf die Frage, wie er es denn findet, jetzt mit einer feministischen Chefin im Hause, meint er, er fände das gut, auch den neuen Frauenschwerpunkt findet er gut, überhaupt daß was für die Frauen getan wird. Er sei schon bei Frau Reichel gewesen. Das höre ich an diesem denkwürdigen Vormittag noch ein paar Mal. Richtig aufregen tut das Ereignis einer neuen Senatorin niemanden hier. Das sind wir doch gewöhnt, daß das wechselt, meint eine, und daß damit auch die Politik sich ein wenig verändert. Obwohl, das merke man immer erst später, wenn die Geschäfte richtig angelaufen sind. Frauen sind hier immer schon engagiert gewesen, und stolz fügt sie hinzu, daß sie eine starke ÖTV-Frauenbetriebsgruppe haben. Auch daß in dieser Behörde etwas mehr Frauen auf höheren Posten sitzen als woanders, erfahre ich. Und außerdem ist hier natürlich Frau von Braun mit ihrer Frauschaft, die sich im ersten Stock befindet. Hier herrscht Freude über das schöne Koalitionsergebnis und Neugier auf das, was jetzt kommt. Die Frauen sind gespannt auf einen anderen Führungsstil von höchster Stelle. Auch Carola von Braun ist zuversichtlich, was die künftige Zusammenarbeit mit Anne Klein angeht. Ihr Anliegen, die Durchsetzung des Landesantidiskriminierungsgesetzes, sieht sie nun in hoffnungsvolle Nähe gerückt. Eben erst war die neue Senatorin durch die Abteilungen gegangen und hatte ihre neue Belegschaft begrüßt, was ihr von den MitarbeiterInnen nicht nur des Frauenstabs hoch angerechnet wird. Es scheint, alle haben einen guten Eindruck, alle freuen sich, alle sind guter Dinge. Was hinter den Kulissen ist, bleibt im dunkeln. Einer der Abteilungsleiter möchte seine Familienpolitik weitergeführt sehen, hat Ideen für Initiativen und meint, ohne Frauenpolitik sei keine Familienpolitik zu machen. Was die Einzelheiten der Frauenpolitik angeht, so höre ich zwischen Tür und Angel eine kleine Ablehnung von Quotierung, hier ist eine, die möchte lieber wegen ihres Sachverstandes eingestellt und befördert werden. Und eine andere findet es fraglich, daß Hausarbeit als ein Qualifikationsmerkmal eingeführt werden soll. Und wenn man an einem solchen Morgen ins Gespräch kommt, kriegt man auch bald die Sorgen erzählt. Und eine Sorge ist das wenige Geld der Verwaltungsangestellten und Kanzleiangestellten. Da müßte man mal was ändern, und zwar gewaltig, ist die Meinung. „Denn mit dem Geld kann sich eine Frau Anfang 20 noch nicht mal ein Kind leisten“, und das im Familienministerium.

mnu

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