: Kein Vertrauen unter Frauen
■ Die Senatorin für Frauen, Jugend und Familie, Anne Klein, will AL-Staatssekretärin nicht: „Kein Vertrauensverhältnis“ / AL-Frauen weiterhin für Helga Hentschel
Der Konflikt zwischen dem AL- Frauenbereich und der neuen Senatorin für Jugend und Familie, Anne Klein, um die Besetzung der Staatssekretärinnenstelle ist nach wie vor nicht ausgeräumt. Auf einer Frauenvollversammlung am Freitag abend, auf der AL-Frauen und autonome Frauen diskutierten, sagte Klein, sie werde sich dem Votum der Personalfindungskomission beugen. Allerdings, wenn die Kommission sich für die von der AL einstimmig vorgeschlagene Helga Hentschel entscheide, „die Verantwortung dafür nicht übernehmen“. „Nach wie vor“ hat Klein mit der von den AL -Frauen gewünschten Staatssekretärin Schwierigkeiten. Sie habe zu Hentschel kein „Vertrauensverhältnis“. Eine Zusammenarbeit mit Hentschel hält sie für „problematisch und gefährlich“. Zu diesem Urteil habe sie sich nach langer Zeit durchgerungen.
Helga Hentschel, Ex-Abgeordnete und frauenpolitische Sprecherin der Fraktion, betonte am Freitag abend dagegen noch einmal ihre Bereitschaft, mit der neuen Senatorin konstruktiv zusammenzuarbeiten. Sie halte die Schwierigkeiten nicht für unüberwindlich und sicherte der Senatorin ihre „volle Loyalität aus ehrlichem Herzen“ zu. Hintergrund des Streits zwischen den Frauen ist, daß Helga Hentschel und Anne Klein im Vorfeld der Kandidatinnensuche indirekt Konkurrentinnen waren. Helga Hentschel, die für die AL mit potentiellen Senatorinnen Gespräche geführt hat, hatte - neben anderen - eine Juristin aus Bremen vorgeschlagen. Das wiederum hatte die autonomen Frauen der FrauenfrAKTION auf den Plan gerufen. Berlin sei voll von qualifizierten Feministinnen, argumentierten sie und benannten etwa eine Woche vor der Kandidaten-MVV die Rechtsanwältin Anne Klein. Helga Hentschel, die nach eigenem Bekunden für sich immer den Posten der Staatssekretärin ins Auge gefaßt hatte, erklärte damals, unter Anne Klein nicht arbeiten zu wollen - im Gegensatz zur Senatorin, die sich die Kooperation mit Helga Hentschel zu dieser Zeit sehr wohl vorstellen konnte.
Daß es heute umgekehrt scheint, erklärte am Freitag abend die Kreuzbergerin Hannelore May mit der „außerordentlichen Wirkung der Fleischtöpfe“. Vor der Nominierung der Kandidatinnen sei Helga die stärkere gewesen und habe sich leisten können zu sagen, sie arbeite nicht mit Anne Klein. Jetzt sei die Senatorin die Stärkere und könne es sich leisten, Helga Hentschel eine Absage zu erteilen.
Auf diese „Machtschiene“ gesetzt zu werden, befand die Senatorin als „verletzend“. Sie blieb bei ihrem Mißtrauen gegen Helga Hentschel. Dagegen konnte auch das Plädoyer von Frauen aus ihren eigenen Reihen nichts ändern. Halina Bendkowski, wie Anne Klein zur FrauenfrAKTION zählend, unterstützte Helga Hentschel. Von deren frauenpolitischer Arbeit in der AL hätten bislang auch die autonomen Frauen profitiert, sagte Frau Bendkowski. Sie setze darauf, daß aus „Animositäten auch eine gute Zusammenarbeit“ werden könne. Außerdem kämen auf die neue Senatorin und ihre Verwaltung „noch ganz andere Konflikte“ zu.
Über die Besetzung aller Staatssekretärsposten entscheidet heute abend der Delegierenrat der AL nach den Vorschlägen der Personalfindungskommission.
bf
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen