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Blutiges Wochenende in besetzten Gebieten

■ Bei schweren Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten starben insgesamt sieben Palästinenser / „Konferenz zur jüdischen Solidarität mit Israel“ in Jerusalem eröffnet / Jüdische Intellektuelle kritisieren „PR-Show“ / Shamir bald in USA

Jerusalem/Tel Aviv (ap/taz) - In den von Israel besetzten Gebieten ist es am Wochenende zu blutigen Auseinandersetzungen gekommen, bei denen insgesamt sieben Palästinenser getötet und 70 durch Schüsse verletzt wurden. Zu schweren Unruhen war es schon am Samstag in der Stadt Gaza gekommen, als Polizisten Plakate mit der Aufforderung zu Ruhe und Ordnung an Häuserwände klebten. Über Lautsprecher einer Moschee wurden Palästinenser daraufhin „zum Kampf gegen die Armee“ aufgerufen. Der Widerstand breitete sich schnell über die Stadt und drei nahegelegene Flüchtlingslager aus. Am Sonntag kam es auch in der Westbank zu tödlichen Schüssen israelischer Soldaten.

An der jordanischen Grenze töteten Guerillas bei einem Feuergefecht mit israelischen Soldaten in der Nacht zum Samstag einen Unteroffizier. Die von der PLO abgefallene und von Abu Musa geleitete Organisation „Fatah-Aufstand“ teilte mit, ihre Kämpfer hätten den Überfall von Jordanien aus geführt.

Gestern eröffnete der israelische Staatspräsident Herzog in Jerusalem die internationale „Konferenz zur jüdischen Solidarität mit Israel“, an der bis Mittwoch mehr als tausend führende Vertreter der Juden in der Diaspora teilnehmen werden. Vorrangige Aufgabe der von Likud und Arbeiterpartei seit Monaten gemeinsam vorbereiteten Solidaritätskonferenz ist es, Premier Shamir für seinen Antrittsbesuch in Washington Anfang April den Rücken zu stärken. Ab heute befassen sich mehrere Arbeitsgruppen mit den politischen, ökonomischen, moralischen, personellen und propagandistischen Stützungsmaßnahmen für die israelische Regierung.

In einem Gespräch mit der 'New York Times‘ vom Samstag hatte der Vorsitzende des Jüdischen Weltkongresses, Edgar Bronfman, seine Teilnahme damit begründet, daß die Konferenz von beiden Regierungsparteien gemeinsam organisiert worden sei. Diese Initiative signalisiere für ihn die Bereitschaft beider Parteien, für die Probleme Israels eine politische Lösung zu suchen. Wenn Israel sich heute um eine politische Lösung bemühe, solle es dies „aus einem Gefühl der Stärke heraus tun und nicht, weil es mit dem Rücken zur Wand steht“.

Vertreter jüdischer Organisationen aus den USA werden Premier Shamir am Rande der Tagung nahelegen, für seinen Antrittsbesuch bei US-Präsident Bush möglichst neue, konstruktive Vorschläge für den Friedensprozeß in der Region einzupacken. Wenn Shamir „nicht liefert, was von ihm erwartet wird“, so die Einschätzung, wird Israels Politik in den USA stark an Ansehen verlieren. Umfragen in den USA haben ergeben, daß die Mehrheit der US-amerikanischen Juden die unerbittliche Linie zur Bekämpfung der Intifada für falsch hält. 50 Prozent von ihnen befürworten das Recht der Palästinenser auf einen eigenen Staat, solange dieser Israels Sicherheit nicht bedrohe.

In Großbritannien beklagte über ein Dutzend jüdischer Intellektueller unter Federführung der Schriftsteller Harold Pinter und Bernice Reubens das selektive Auswahlverfahren der Organisatoren. Die Solidaritätskonferenz sei nur eine Public-Relations-Show. Ausländische Juden sollten Shamirs Autonomie-Plan für die Palästinenser in den besetzten Gebieten beklatschen. Dieser Plan, so Pinter, sei lediglich die Legitimation dafür, direkte Verhandlungen mit den Palästinensern zu umgehen.

Amos Wollin

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