: Weitere Proteste gegen VDO
700 Menschen demonstrierten in Frankfurt gegen die Entlassung zweier türkischer Gewerkschafter bei VDO / Scharfe Kritik am Verhalten der IG Metall / IG-Metall-Vertreter durften nicht reden ■ Aus Frankfurt Miriam Carbe
Rund 700 Menschen haben am Samstag gegen die Kündigung der beiden türkischen IG-Metall-Vertrauensleute bei der Frankfurter Meßinstrumente-Firma VDO demonstriert. Am 18.Tag ihres Hungerstreiks waren Zafer Taskin und Mevlüt Pek zu geschwächt, um noch mitzulaufen. Sie fuhren im Lautsprecherwagen vor dem Demonstrationszug her. Transparente forderten die sofortige Wiedereinstellung der beiden und den Verbleib des VDO-Werkes in Bockenheim. Wegen der geplanten Verlegung des Werkes an den Stadtrand oder aufs Land sollen nach Ansicht der DemonstrantInnenrund 1.000 Stellen in dem Betrieb gestrichen werden.
Das „Solidaritätskomitee mit den Hungerstreikenden“, das die Demonstration organisiert hatte, verteilte ein Flugblatt zum Verhalten der IG-Metall. Darin wird der Gewerkschaft vorgeworfen, den Hungerstreik der Vertrauensleute als unpassendes Mittel des Arbeitskampfes verurteilt zu haben. Die IG-Metall habe die Forderung nach Rücknahme der Kündigungen nicht unterstützt. Ralf Tänzer von der IG Metall Frankfurt, an den die Vorwürfe namentlich gerichtet waren, war beim Demonstrationszug dabei. JournalistInnen gegenüber sagte er, es sei ihm unverständlich, warum Zafer Taskin und Mevlüt Pek den Kompromißvorschlag der VDO-Betriebsleitung nicht annähmen. Die Firma hatte sich aufgrund der Proteste der Belegschaft und der Resonanz in der Öffentlichkeit dazu bereiterklärt, die beiden bis zur Entscheidung des Arbeitsgerichts vorläufig weiterzubeschäftigen.
Bei der Kundgebung, die im Anschluß an die Demonstration vor dem VDO-Werksgebäude stattfand, waren IG-Metall -Vertreter von der Rednerliste ausgeschlossen. Nach einer kurzen Ansprache auf türkisch von Taskin sprach eine VDO -Mitarbeiterin. „Trotz aller Versuche, uns einzuschüchtern und gegeneinander auszuspielen, stehen wir auf der Seite unserer Vertrauensleute“, betonte sie. Sie forderte die Rücknahme aller Kündigungen. Eine Vertreterin der AEG überbrachte eine Solidaritätsadresse. Sie wies auf die permanenten Umstrukturierungen auch in anderen Frankfurter Industriebetrieben hin. Zum Abschluß der Kundgebung ließ man in Sprechchören die Internationale Solidarität hochleben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen