: Marschieren mit globaler Perspektive
■ Veranstalter erwarten 5.000 TeilnehmerInnen zu den diesjährigen Ostermärschen in und umzu / Amis raus aus der Garlstedter Heide / Dorothee Sölle spricht in Bremen
Am kommenden Wochenende ist es wieder soweit: Etwa 5.000 TeilnehmerInnen werden in und um Bremen für den Frieden marschieren. Auch Prominente haben sich angesagt: Auf der Abschlußkundgebung am Ostersams tag wird auf dem Marktplatz in Bremen unter anderem die Hamburger Theologieprofessorin Dorothee Sölle sprechen. Am Ostermontag gibt es einen Friedensgottesdienst auf der Panzerstraße B 6 und eine Kundgebung vor der amerikanischen Kaserne. Stargast: der Kabarettist Hans Scheibner.
Die Ostermärsche 1989, die unter dem Motto „Für die Zukunft - Abrüsten!“ stehen, sind nach Auffassung der OrganisatorInnen von einer Aufbruchstimmung gekennzeichnet. „Durch die Verschrottung von Mittelstreckenraketen nach dem INF-Abkommen und den zahlreichen weiteren Abrüstungsinitiativen der Sowjetunion ist zum ersten Mal Bewegung in die Friedenspo
litik gekommen“, sagte Ekkehard Lentz, einer der Sprecher des Bremer Friedensforums. Während der Osten weitere Abrüstungsschritte anbiete, spreche die Bundesregierung von der sogenannten Modernisierung militärischer Waffen. Es sei Aufgabe des Ostermarsches, hier aufzuklären und diese Rüstungspolitik zu bekämpfen.
Wolfgang Barth von der Bürgeraktion Osterholz sieht sogar den Abzug der amerikanischen Einheiten in der Garlstedter Heide in „faßbare Nähe gerückt“. Damit könnte ein Kampf beendet werden, der bereits vor 10 Jahren mit einem - damals abgelehnten - Bürgerantrag begann. Barth stützt seine Hoffnungen auf die Wiener Abrüstungsverhandlungen im konventionellen Bereich. Auf dem Ostermarsch in der Garlstedter Heide sollen zwei Mitglieder der örtlichen Friedensgrup- pen mit einem „symbolischen Mandat“ für diese Verhandlungen ausgestattet werden. Die wer
den dann auch nach Wien reisen.
Im Gegensatz zu früheren Jahren zeichne sich die inhaltliche Orientierung des Ostermarsches nach Auffassung von Heike Binne, Mitglied der Abrüstungsinitiative der Bremer Kirchengemeinden, durch eine globale Weltsicht aus, die die Verbindungen zwischen der Friedenspolitk und anderen Problemen aufzeige. So werden im Aufruf neben weiterer Abrüstung und der Aufnahme des Atomwaffenverzichts ins Grundgesetz eine sozial- und naturverträgliche Produktion und die Schuldenstreichung für die dritte Welt gefordert. „Dies ist eine neue Qualität“, so Heike Binne.
Noch eine Neuerung zu den letzten Ostermärschen: In diesem Jahr wird nicht mit einem Friedensaufruf von Rudi Völler geworben. „Darum haben wir uns diesmal nicht so intensiv gekümmert“, sagt Ekkehard Lentz. „Wir wollen auch nicht immer dasselbe machen.“ om
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