: Blond muß sie sein
Barbie: Die ewig Junge wird dreißig ■ Mit den NACHWUCHSKONSUMENTINNEN auf Du und Du
Ihre Augen sind blauer als der Himmel über der Cote d'Azur. Ihre Beine sind länger als die chinesische Mauer. Eine Traumfrau ist 30 geworden. Nein, gemeint ist nicht Bo Derek. Die Rede ist von Barbie, der berühmten Puppe mit den (fast) lebensechten weiblichen Maßen. Von der Amerikanerin Ruth Handler kreiert und nach deren Tochter Barbara benannt, tauchte die Modepuppe 1959 zum ersten Mal bei der New Yorker Spielwarenmesse auf. Das Revolutionäre an Barbie war, daß sie den kindlichen Traum vom Erwachsenwerden verkörperte.
1963 hielt Barbie ihren Einzug in die BRD. Drei Jahre danach übernahm Mattel das Produkt von der Firma Schildkröt. 28 Millionen Puppen gingen laut Hegewald inzwischen über westdeutsche Ladentische, weltweit 450 Million. Auch die Konkurrenz schwamm mit preisgünstigeren Kopien auf der Erfolgswelle mit.
Barbie ist mit ihren 30 Lenzen offenbar bereits zum begehrten Sammlerobjekt avanciert. Schon die selige Fürstin Gracia Patricia von Monaco gehörte zu den eingefleischten Barbie-Anhängern: Ihre Sammlung ist heute in einem monegassischen Museum zu bewundern. Während die Barbies der Achtziger recht beweglich sind, waren ihre frühen Vorgängerinnen noch ziemlich steif und staksig. Die Puppen der ersten Stunde werden heutzutage mit Preisen bis zu 7.000 Mark gehandelt: „Die haben fast schon Blaue-Mauritius -Charakter“, schwärmt die Firma. Damit soviel Anmut nicht brach liegt, gab man der Modepuppe einen Partner; sein Name: Ken. Seine flammende Liebe zu Barbie allerdings muß in Ermangelung eines höchst wichtigen Utensils wohl stets platonisch bleiben. Da aller guten Dinge drei sind, vervollständigte man das Puppentrio schließlich noch mit Skipper, Barbies kleiner Schwester.
Bei allen Barbies aus dem Hause Mattel verhält es sich dabei wie im Leben: Blondinen bevorzugt. Hegewald weiß auch, warum. „Blond muß sie sein, langhaarig muß sie sein, kämmen muß man sie können“ - das lieben die schönheitsbewußten Damen von morgen.
In der Tat, hier werden die Konsumenten von morgen trainiert: Klamotten. Alle Jahre wieder kommt eine neue Barbie-Modenkollektion auf den Markt. „Hier“, meint Hegewald, „können die Kinder ihren Geschmack trainieren an Mode, die auch wirklich aktuell ist.“ Barbie leger in Jeans, Barbie sportlich im Golf-Dreß, Barbie elegant in Abendrobe, doch damit nicht genug: Die Barbie-Zubehörpalette reicht vom schicken Eigenheim übers flotte Auto bis hin zur modernen Computerecke. „Das ist eine richtige kleine Spielwelt“, gerät Hegewald richtig in Verzückung - die wunderbare Welt der Reichen und Schönen.
Heidi Wentsch
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