: FDP will Bremen aufräumen
■ Neue Gewerbeflächen gefordert: High-Tech um die Uni, Flughafenstarts für alle, Schlossereien rund um Klöckner, Tunnel unter die Weser, Umzug für Kleingärtner
Der Bremer FDP-Fraktionsvor sitzende, Claus Jäger, hat das „defensive Gefasel“ von Senat und SPD satt: Bremen muß bei der Ansiedlung zukunftsträchtiger Industrien endlich in die Offensive. Wichtigste Voraussetzung dazu: ausreichende Reserven an standortgünstigen, gut erschlossenen Gewerbeflächen. Rein statistisch gesehen, so der FDP-Fraktionschef, müssen ansiedlungswillige Unternehmen sich spätestens ab 1990 anderswo nach Grundstücken umsehen: Der Bremer Vorrat von rund 15 Hektar Gewerbeflächen reiche gerade noch ein knappes Jahr.
Abhilfe wüßte die FDP. Nur auf die hört in der Bremen regiernden SPD niemand, was für Jäger vor allem an deren „irrationalen parteinternen Blockaden“ liegt. Claus Jäger und der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP, Klaus Ziegler, litten bei der gestrigen Presse-Vorstellung einer Gewerbeflächenpolitik nach liberalem Gusto nicht unter solch
kleinlich-skrupulösen Zweifeln. Sie träumten wacker von einem Bremen der Zukunft mit Synergie-Effekten, High-Tech -Branchen, weltstädtischer Flughafen-Atmosphäre und mit vier großflächig angelegten Gewerbegebieten an Bremens Peripherie mit großzügiger Anbindung an bundedeutsche Luft-, See- und Autostraßen.
Im einzelnen sieht das FDP-Traum-Bremen ungefähr so aus: Im Südwesten siedeln sich rund um den Flughafen Speditionsbetriebe, Flugzeugausrüster, Catering-Unternehmen an. Die verlängerte, allgemein nutzbare Start- und Landebahn sorgt für steigende Passagier- und Frachtaufkommen und macht den Bremer Flughafen zu einer europäischen Drehscheibe zwischen Luft-, See-und Straßenverkehr. Der Flughafen wird entweder durch Hochstraßen oder durch Tunnel großzügig an Innenstadt und Autobahn angebunden. Die Schrottverwerter und Gebraucht
wagen-Krauter, die bislang die kostbaren, flughafennahen Gewerberflächen nutzen, verschwinden.
Im Westen wird das Güterverkehrszentrum, für Jäger ein „bespiel- und modellhafter Erfolg“, von einer gelungenen Gewerbe-Enklave zu einem Tor zur Welt oder zumindest ins norddeutsche Umland. Dazu wird für 800 Millionen Mark die Weser untergraben. Ihre Untertunnelung sorgt für für zügige Fahrt von Schwerlasttransportern vom und ins Bremer Niedervieland.
Auf der anderen Weserseite siedeln sich rund um Klöckner metallverarbeitende Betriebe an. Die Industiebrache wird nicht nur auf dem geduldigen Papier eines Flächennutzungsplans, sondern praktisch zu einem Gewerbeflächen-Reservoir für Bremens Zukunft mit bestens ausgebauter Verkehrsanbindung. Immerhin 194 Klöckner-Hektar liegen hier zur Zeit sinnlos und ungenutzt. Sie werden, wenn es nach der
FDP geht, entweder von der Stadtgemeinde aufgekauft oder von Klöckner selbst an neue Betriebe verkauft.
Nördlich, zwischen Müllverbrennungsanlage und Hochschulring wird das bereits existierende Gewerbegebiet in Richtung Bayernstraße ausgeweitet. Das Gelände mit dem high-tech -trächtigen „Universitäts-Appeal“ verdoppelt sich dadurch und schafft Platz für neue Unternehmen. Die Kleingärtner, die hier bislang noch ihre Wochenenden im Grünen verbringen, ziehen dafür um ins Blockland.
Einziges Problem der FDP: Welche zukunftsträchtigen Firmen den Platz der Gartenfreunde eigentlich einnehmen sollen und wollen, wußten die Liberalen gestern noch nicht. Trotzdem ist die FDP zuversichtlich: Wenn in Süddeutschland die Gewerbeflächen-Preise weiter steigen'wird sich die Bremer Kundschaft schon fast von selbst finden und Arbeitsplätze schaffen.
K.S.
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