: „Nebenan sind Spielhallen“
■ Maren Schulz vom Mieterladen Wiener Straße, beim Aufräumen der eingeschmissenen und zerbrochenen Fensterscheiben kalt erwischt
taz: Während der Randale am Dienstag abend sind auch die Fenster eures Mieterladens eingeworfen worden. Mal abgesehen von dem Sachschaden, habt ihr Verständnis für eine solche Reaktion auf die Räumungen?
Maren Schulz: Verständnis, daß gerade unsere Scheiben eingeworfen wurden, haben wir nicht. Aber Verständnis dafür, daß sich überhaupt ein Unmut breitmacht, weil es trotz Wohnungsnot immer noch Leerstand in Kreuzberg gibt.
Es wurden aber auch Häuser besetzt, die im Sanierungsverfahren sind, nicht nur solche, die aus Spekulationsgründen leerstehen.
Da machen wir schon eine Unterscheidung, weil einige Häuser seit Jahren ohne jeden ersichtlichen Grund leerstehen. Zum Beispiel die Cuvry 35, seit drei Jahren könnte da gebaut werden. Aber es tut sich nichts. Allerdings können wir nicht akzeptieren, daß Häuser besetzt werden, in denen das Sanierungsverfahren läuft und die Mieter umgesetzt wurden und wieder in ihre Wohnungen zurück wollen.
Warum, glaubt ihr, seid ihr das Ziel solcher Steinwürfe. Zufall oder Absicht?
Ich glaube nicht, daß es Zufall ist. Schließlich haben wir mit Mieterberatung zu tun und sind dicht am Kiez. Sonst würde sich wahrscheinlich der Unmut gegen die Sanierungsverwaltungsstelle breitmachen. Aber ich finde es ungerechtfertigt, weil wir doch eigentlich gegen Räumungen sind. Wir sind auch gegen die Räumung dieser Häuser gewesen. Der Senat hätte besser überlegt, was mit den einzelnen Häusern los ist, um dann friedliche Lösungen zu suchen. Wir waren entsetzt, daß alle Häuser über einen Kamm geschert wurden.
Hättet ihr euch auch gegen eine Räumung ausgesprochen von Häusern im Sanierungsverfahren?
Ja. Wenn sich eine Sanierung über ein halbes Jahr hinzieht, könnte man den Besetzern Nutzungsverträge bis zum Baubeginn geben.
Werdet ihr jetzt Anzeige gegen Unbekannt erstatten?
Das haben wir schon gemacht. Das müssen wir auch, um die Versicherung in Anspruch nehmen zu können. Aber ich finde es auch davon unabhängig vertretbar, weil ich es nicht akzeptiere, daß gerade unser Laden Ziel von Steinwürfen ist, wenn nebenan Spielhallen sind. Gerade auch deshalb, weil wir uns immer für friedliche Lösungen eingesetzt haben.
du
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen