: Besetzer ungespalten
■ Orlowsky sieht „keine Chance“ für besetzte Nostiz 49 / BesetzerInnen sind unzufrieden mit Senatsangebot
Auch für die BesetzerInnen des am Dienstag nicht geräumten Hauses Nostizstraße 49 in Kreuzberg 61 verdüstern sich die Aussichten. In weiteren Vermittlungen sieht der Kreuzberger AL-Baustadtrat Orlowsky „keinen Sinn und keinerlei Erfolgschancen mehr“. Am Dienstag abend hatten die BesetzerInnen den Baustadtrat aus einer Versammlung geworfen, in der über das Schicksal des Hauses beraten werden sollte. „Die waren emotional aufgeladen durch die Räumungen“, hat eine Mieterberaterin beobachtet - auch sie wurde wenige Minuten nach Orlowsky des Saales verwiesen.
Gestern bekundeten die BesetzerInnen dann doch noch einmal Verhandlungsbereitschaft. Bis heute mittag, das hat ihnen Bausenator Nagel (SPD) angeboten, sollen sie ein Nutzungskonzept vorlegen. Ob eine Einigung zustande kommen kann, bleibt jedoch fraglich. Nagel und Orlowsky wollen den BesetzerInnen nur noch vier der 19 Wohnungen überlassen, die das Haus nach der Sanierung haben wird. „Wir wollen das ganze Hinterhaus“, erklärten die BesetzerInnen gestern in Radio 100. Von den freien Wohnungen wollen Bezirk und Senat jedoch vier als Umsetzwohnungen für Sanierungsbetroffene anderer Häuser reservieren. Orlowsky begründete das gestern mit der „Riesennot an Umsetzwohnungen“.
Die BesetzerInnen solidarisierten sich gestern auch mit den Menschen, die am Dienstag sieben Häuser besetzt hatten. Zwischen der Besetzung von Sanierungshäusern und Spekulationsobjekten wollten sie keinen Unterschied gelten lassen. „Wir lassen uns nicht spalten in moralische und unmoralische Besetzer“, sagte eine Frau gegenüber Radio 100. Ihre Wohnungsnöte reichten als moralischer Anspruch aus.
Ab heute droht den Leuten aus der Nostizstraße allerdings das gleiche Schicksal wie den Dienstags-BesetzerInnen. Heute erhält der neue private Eigentümer, der das Haus ersteigert hatte, endgültig den Zuschlag.
hmt
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