: Post aus der Moderne
Paris ('Journal des Luxus und der Moden‘, Ende März 1792) Mit unsrer politischen Lage ist's seit meinem letzten Bericht, wie Sie wissen, um nichts besser worden. Das Fieber des Bürgerkriegs wüthet in unserm unglücklichen Staatskörper schon in den südlichen Provinzen völlig, und hier in Paris weiß fast keine Parthey mehr was sie eigentlich will. Täglich ändert sich das wandelbare Tableau unsers politischen und sittlichen Schattenspiels, und zeigt neue Scenen von Gräuel, Infamie oder gewaltsamen Leidenschaften. Die Jacobiner, welche über den Todt des
Kaisers Leopold auf die unanständigste Art ihre Freude bezeugen, haben nun endlich alle Minister fortgejagt, und das ganze Ministerium mit Jacobinern besetzt. Es steht zu erwarten, was sie für Wunder thun werden. Indessen trägt das wohlgedüngte Feld unsrer Thorheiten reiche Früchte, und die geilen Ranken des Unkrauts wuchern herrlich um sich her. Da ich eigentlich nur Beobachter des letzteren bin, so überlasse ich andern Federn die Chronick von jenen, und halte mich blos an das Letztere, wo es mir nie an einer Ernte fehlen kann. Die Göttin Mode, sonst „La Mere Folle“ (Die Narren-Mutter) genannt, hat unsre nun im Ernst tollen Patrioten mit einer neuen ganz vortefflich charakteristischen Mode, der rothen Freyheits-Mütze beschenkt. Unsre Demagogen tragen nemlich im Jacobiner Club, bei den Sessionen der „Amis de la Constitution“ im Schauspiel, und wo es nur sonst angeht, rothe wollne Mützen. 2.GERMINAL
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen