piwik no script img

Öko-Perspektiven für Berlin

■ DGB präsentierte Pilotstudie zu geplantem ökonomisch-ökologischem Entwicklungskonzept / Halbierung der Militärflächen als Flächenreserve

Im Auftrag des DGB und der gewerkschaftlichen Hans-Böckler -Stiftung will jetzt das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) in Berlin ein umfangreiches Entwicklungskonzept zur ökologisch bestimmten Umstrukturierung der Berliner Wirtschaft in den nächsten zwanzig Jahren entwickeln. Anläßlich der Vorstellung einer Vorstudie zu dem Projekt am vergangenen Mittwoch sagte DGB -Chef Pagels, daß der Gewerkschaftsbund damit den neuen rot -grünen Senat „kritisch politisch“ zu unterstützen gedenke.

Vor dem Hintergrund der weiter abgesunkenen industriellen Wertschöpfung und der dringend notwendigen Verbesserung der Qualität der Arbeitsplätze bewege den DGB natürlich die Frage einer Anfang der neunziger Jahre dringend notwendigen Novellierung des Berlin-Förderungsgesetzes. Weiter erhoffe man sich Aufschlüsse, in welchen Bereichen der Industrie und der industrienahen Dienstleistungen Berlin auf einem europäischen Binnenmarkt Vorteile erlangen könne. Als ein besonderes Problem bezeichnete Pagels, daß die ungünstige Wirtschaftsstruktur Berlins „überdurchschnittlich umweltbelastend“ sei. Als Faktoren dieser Belastung nannte der Vertreter des IÖW, Professor Dr.Martin Jähnicke veraltete Industrien und den unwirtschaftlichen Trend zur Verschwendung von Gewerbeflächen.

Auch auf Landesebene gebe es dagegen zahlreiche unausgeschöpfte Möglichkeiten für eine ressourcensparende Umstrukturierung der Wirtschaft, so der gleichfalls an dem Forschungsprojekt beteiligte Fachhochschul-Professor Rainer Knigge. Bei der Entwicklung und Ansiedlung moderner und umweltfreundlicher Produktionen böte das Potential qualifizierter Wissenschaftler an den Hochschulen und Forschungseinrichtungen einen wesentlichen Standortvorteil. Wenn es gelänge, das Altlasten-Sanierungsprogramm zu beschleunigen, ließen sich auch neue Industrieflächen gewinnen.

Nach dieser Vorstudie „Ökologisch-ökonomische Perspektiven für Berlin 2010“ bieten vor allem die in Berlin überwiegenden mittelständischen Betriebe gute Ansatzpunkte für eine Umstellung hin zu innovativen Produktionen. Die Förderung einer Umweltschutz-Industrie könne einen wichtigen Beitrag zur Modernisierung der Wirtschaft leisten. Hinsichtlich einer ökologischen Abfallwirtschaft beziehen sich erste konkrete Vorschläge überwiegend auf eine Ausweitung des Recycling-Sektors. Ferner wird aufgrund der für möglich gehaltenen Halbierung des Primärenergieverbrauchs bis zum Jahr 2020 die gezielte Förderung von Pilotprojekten zur Energieeinsparung angeregt. Revolutionär klingenden AL-Vorschlägen folgt ein „Alternativ -Szenario“ für eine andere Flächennutzung: Bereits eine Halbierung der weiträumigen West-Berliner Militärflächen würde eine „gewaltige Flächenreserve“ schaffen, heißt es. In Erwägungen dieser Art könnte zusäzlich der Flughafen Tempelhof einbezogen werden.

thok

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen