: Oscar-Spekulationen
■ Dustin Hoffman scheint sein Oscar sicher
Los Angeles (dpa) „Und der Sieger heißt...“ lauteten 60 Jahre lang die Standardworte bei den Oscar-Verleihungen der amerikanischen Filmkunst-Akademie. Kameras hefteten sich dabei auf die Gesichter der Nominierten, denen oft die Beherrschung abging, wenn nicht der eigene Name fiel. Am kommenden Mittwoch (Ortszeit, Donnerstag früh MEZ) soll es erstmals lauten: „Und der Oscar geht an...“. Den Traditionsbruch begründete Akademiepräsident Richard Kahn damit, daß die Nennung von Siegern das Vorhandensein von Verlierern impliziere, die es nicht gebe.
Im Prinzip hat die Akademie recht. Denn die jeweils meist fünf Kandidaten für eine Oscar-Kategorie erhalten auf jeden Fall ihre Belohnung. In der „Vor-Oscarzeit“ wird in den USA heftig auf die Nominierung hingewiesen. Mehrseitige Anzeigen und minutenlange Fernsehspots verkünden, daß „Rain Man“ mit acht Nominierungen dieses Jahr an der Spitze steht, darunter als bester Film, für die beste Regie (Barry Levinson) und Dustin Hoffman für die beste Hauptrolle.
Ihm folgen mit je sieben Nominierungen die Filme „Gefährliche Liebschaften“, darunter als bester Film und für Glenn Close als beste Hauptdarstellerin, sowie „Mississippi Burning“, unter anderem als bester Film, für die beste Regie (Alan Parker) und für Gene Hackman in der Hauptrolle. Mit je sechs Nominierungen folgen dann „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ (zwar nicht für die Hauptrolle, doch immerhin unter anderem für den besten Schnitt) und „Die Waffen der Frauen“ (darunter als bester Film, für die Regie von Mike Nichols und für die Hauptrolle von Melanie Griffith). Für die Nebenrolle in diesem Film ist Sigourney Weaver nominiert, die für ihre Hauptrolle in „Gorillas im Nebel“ sogar auf einen Oscar für die beste Hauptrolle hoffen darf.
Der Werbeerfolg drückt sich zum Beispiel bei „Rain Man“ bisher so aus: Bis Mitte März wurden in den USA 126 Millionen Dollar (rund 216 Millionen Mark) eingespielt. Jedes Wochenende kommen weitere viereinhalb Millionen dazu. So stellt dieser ernste Film die bei Amerikanern generell als Genre beliebtere Komödie „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ mit Rekordeinnahmen von 152 Millionen Dollar bald in den Schatten.
In der Sparte „Bester ausländischer Film“ ist in den USA „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“ der Favorit. Der spanische Regisseur und Fassbinder-Bewunderer Pedro Almodovar schwelgt in einem Ruhm, um den er ohne Nominierung hart hätte kämpfen müssen. Die deutsch-ungarische Produktion „Hanussen“ von Istvan Szabo ist ebenfalls in dieser Sparte nominiert. In der Sparte „Bester Titelsong“ wurde Bob Telson für seine Komposition in der deutschen Komödie „Out of Rosenheim“ ein Oscar-Anwärter.
Daß die endgültige Oscar-Auswahl im Zeitalter der Massenstars und der Starmassen immer schwieriger wird, hatte man bei der Verleihung der Golden Globes im Januar gesehen, als die 80 Mitglieder von Hollywoods Auslandspresse mangels Einigung mehrfach zwei Auszeichnungen pro Kategorie verliehen. Das lassen die Oscar-Bestimmungen jedoch nicht zu. Nur bei einem gemeinsamen Werk gibt es mehrere Gewinne.
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