piwik no script img

Hegemonie

■ Serben ändern Kosovos Verfassung

Jugoslawien zerfiel schon einmal als Staat. Es war das serbische Königshaus Karadjordjevic, das in den 20er Jahren eine absolute Monarchie ausrief, die sich jedoch bald als eine primitive Militärdiktatur entlarvte. Karadjordjevic damals: „Serbien, das ist Jugoslawien, je stärker Serbien, desto stärker Jugoslawien.“ Ohne serbische Hegemonie über die anderen kleinen Völker, die Kroaten, Slowenen, Bulgaren, Ungarn und Albaner, ließe sich der Vielvölkerteppich als staatliches Gebilde auf dem Balkan nicht zusammenhalten. So sprach der König - Terror und Elend waren die Folge, nationale Aufstände der Beginn des Zerfalls des Reiches. Die Geschichte wiederholt sich dieser Tage. Der neue serbische Tribun Slobodan Milosevic, ein Kommunist, der auf Marx und Engels ebenso scheißt wie sein östlicher Nachbar Ceausescu, träumt dem nach, was Fürsten in der Südosthälfte Europas im letzten Jahrhundert immer vorschwebte: ein Großreich, um dazuzugehören im Europa der Nationalstaaten.

Auch Ceausescu begann in den 60er Jahren als populärer Volkstribun, den die Rumänen verehrten, obwohl, oder gerade weil er die Autonomierechte für die Siebenbürger, Ungarn und Deutschen drastisch beschnitt. Millionen Serben jubeln heute, daß die Albaner nun nicht mehr albanisch sprechen dürfen, sondern serbisch, daß Kroaten und Slowenen sich vor der „Serbenmacht“ fürchten.

Die Rumänen erkannten zu spät, daß sie einem Rattenfänger und Demagogen zugejubelt hatten. Die Südslawen schauen zu, wie ihr Land zerfällt. Aber anders als die duckmäuserischen Deutschen in Rumänien und eingeschüchterten Ungarn Siebenbürgens sind die Albaner als militantes Volk bekannt, in Slowenien und Kroatien liegt die wirtschaftliche und industrielle Macht Jugoslawiens. Serbien hat nur eines: die militärische Macht. Mit Panzern wie im Kosovo auch in anderen Landesteilen vorzugehen, das kann nicht gut gehen, doch der Ruf danach wird lauter. Ein Bürgerkrieg scheint unausweichlich.

Roland Hofwiler, Budapest

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen