TOURIST: Franz Grillparzer "Tagebuch auf der Reise nach Konstantinopel und Griechenland"

Franz Grillparzers „Tagebuch auf der Reise nach Konstantinopel und Griechenland“ sind die Aufzeichnungen eines konstitutiv Schlechtgelaunten. Wie die meisten seiner Kategorie ist er über die Maßen mit sich und seiner Gesundheit beschäftigt. Kaum eine Eintragung, die nicht mit einer Diagnose seines Puls- und Herzschlags, der Befindlichkeit seines Magens oder Kopfes beginnt. Dazu dann knappe, fast schnoddrige Anmerkungen zum Gesehenen. Das gleiche Interesse an der Hagia Sophia wie an der Unterbringung der Galeerensklaven oder einer Revolution in Athen (1843). Stärker schon sein Interesse an schönen Frauen und Männern, richtig entflammt gibt er sich aber erst beim Blick auf Landschaft. Vorzugsweise beim Sonnenuntergang. Wenn er dann noch gut schläft, notiert der notorische Nörgler doch einmal: „Rechne den heutigen Tag unter die angenehmsten meines Lebens.“

Franz Grillparzer, Tagebuch auf der Reise nach Konstantinopel und Griechenland, Residenz Verlag, 47 Seiten mit einem Nachwort von Walter Weiss, 16 DM