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DER T-TRÄGER

■ Horst Lerche in der Galerie Nowald

Abgesehen davon, daß sich die Akademie der Künste selbst den Preis für die peinlichste kulturelle Institution verdient hat, als sie die Veranstaltung zu Salman Rushdie in ihren Räumen verbot, bringt sie doch jedes Jahr die Verleihung eines Kunstpreises zustande. Dieser zerfällt in einen Hauptpreis und „Förderpreise“ für die Sparten, die im jeweiligen Jahr nicht mit dem Hauptpreis bedacht worden sind. Die Fragwürdigkeit des sogenannten „Förderpreises“ ist in diesem Jahr beispielhaft deutlich geworden durch die Vergabe des Förderpreises für bildende Kunst an Horst Lerche.

Dieser ist inzwischen 51 Jahre alt geworden und besitzt unter anderem seit 1978 einen Lehrauftrag der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf.

Damit der in Jüchen lebende Künstler in Berlin abgesehen von der Preisverleihung nicht völlig untergeht, stellt die Galerie Nowald ihren Raum zur Verfügung, um ihn anhand eines Tafelbildes in zwei Teilen in Berlin vorzustellen.

Zeichen und Raum heißt seine Arbeit, in der sein bisheriges Werk als Maler zu kulminieren scheint. Hatte er in den sechziger Jahren als Landschaftsmaler begonnen mit Bildern wie „Im Gebirge“ (1960), „Flußlandschaft“ (1962) oder einfach nur „Landschaft“ (1963), die vor allem die spezifische Farbwelt einer Gegend unter besonderer Berücksichtigung von zeitbedingten Lichteinfällen widerspiegelt, so konstruierte er in den Siebzigern eigene Räume wie „Licht und Schattenraum“ (1973 im Museum Folkwang Essen) und „Der definierte Farbraum“ (1976/77 in der Galerie Peccolo, Köln).

„Das Blaue Haus“, das nur aus den blauen Holzbalken eines Fachwerks besteht, errichtete er 1987 anläßlich der Sommerausstellung 1987 des Kunstvereins Springhornhof Neuenkirchen in der Lüneburger Heide. Es läßt die Betrachter durch die einzelnen Elemente hindurchschauen und rahmt gleichzeitig den subjektiven Blick. So entstehen vor den Augen Bilder, die geprägt sind von der Natur, in denen es schillert und flimmert, in denen dunkle Büsche den Hintergrund bestimmen und helle, frische Blätter eines Baumes zusammen mit weißen Wolken und dem Blau des Himmels abstrakte Kunst der natürlichen Landschaft formulieren.

In seinen neuesten Bildern hat er offensichtlich den Effekt des Zusammenspiels von Natur und Farbe intensiviert und auf verschiedene Arten festzuhalten versucht. In der Arbeit „Zeichen und Raum“ nimmt der T-Träger alle Farbigkeit, die die Natur zu bieten hat, in sich auf in einem natürlichen, wohldosierten und ordentlichen Chaos. Die Vielfalt der Farben ist das tragende Element, das Horst Lerche herausgearbeitet hat. Darum herum gruppieren sich auf verschieden tiefen Flächen Segmente der Natur, die einen einzusaugen vermögen wie das undurchsichtige Blau des über die Jahreszeiten erhabenen Meeres, ein frühlingshafter grüner Tümpel, in dem sich auf gekräuselten Wellen rote Blüten spiegeln, und nebenan gleißt ein von Menschenhand abgeerntetes Kornfeld. Horst Lerche bietet mit seinem Werk Zeichen und Raum ein Zoombild durch die Zeit und die Wechselbäder der Natur. Er läßt einen mit Tiefenschärfe weit wegschauen und holt das Wesentliche ganz nah ran. Er läßt durch die unterschiedlichen Ebenen jedem die Möglichkeit, seine eigenen Prioritäten zu setzen und bestimmt dennoch unaufdringlich den Kontext, in dem seine Ansichten zu sehen sind. Man braucht viel Zeit, um die Zeichen im Raum zu erkennen.

Qpferdach

Horst Lerche ist bis zum 15.4.1989 in der Galerie Nowald, Goethestraße 69, 1/12, zu sehen. Mi-Fr 16-19, Sa 13-16 Uhr.

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