: Raketen statt Entwicklungshilfe
■ Blockierer im Knast
Wegen der Teilnahme an einer Blockade in Mutlangen zum Gedenken an die Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki und als Mahnung vor kommenden Kriegen, sitze ich seit dem 2.3. in der JVA Kaiserslautern ein.
Nachdem die Staatsanwaltschaft Ellwangen 1988 Strafbefehl gegen mich erließ, versuchte ich eine Wiedereinstellung in den vorigen Stand zu beantragen, da ich wegen der Teilnahme an einem Friedenspilgerweg von der Europäischen Kommandozentrale der US-Streitkräfte EULOM nach Santiago de Compostella/NW Spanien nicht in der Lage war, rechtzeitig Widerspruch einzulegen. Die Wiedereinsetzung wurde abgelehnt.
Daraufhin teilte ich der Staatsanwaltschaft Ellwangen mit, daß es gegen mein Gewissen verstößt, die geforderten 845 Mark in den Rüstungstopf zu zahlen, da er dieselbige damit mitfinanzieren und somit legitimieren würde. Statt dessen habe ich ein Vielfaches des Betrages (2.300 Mark) an ein staatlich anerkanntes Entwicklungshilfeprojekt bei Ahmedabad/Indien gespendet. Damit seien Brunnen gebaut worden, die bei ausbleibendem Monsum überlebenswichtig sind. Ich sehe es als sinnvoller an, Menschenleben zu retten statt sie zu töten.
Der Staatsanwaltschaft waren Raketen aber wichtiger als die Entwicklungshilfe. Sie reagierte mit einem Haftbefehl. Noch nicht einmal eine sonst übliche Ladung zum Strafantritt schickte sie.
Am 2.3. wurde ich dann bei einem Gerichtstermin (wegen Teilnahme an einer Aktion beim 1987er P-II-Herbstmanöver) in Rockenhausen festgenommen und in die JVA Kaiserslautern gebracht. Hier werde ich über Ostern meine 40 Tage absitzen, unter Umständen bei verschärftem Vollzug, da ich aus Gewissensgründen die (bei 0,79 bis 1,09 DM/Stunde) ausbeuterische Arbeitspflicht verweigern werde, da ich damit nicht meinen Knastaufenthalt finanzieren/legitimieren werde.
Holger Halfmann, JVA Kaiserslautern
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