piwik no script img

ATTEST NICHT ANERKANNT

■ Gesund werden unmöglich gemacht

H.S. wurde zu zwei Jahren und zehn Monaten verurteilt, durch eine Haftbeschwerde jedoch bis zur Hauptverhandlung entlassen. Zum Termin der Hauptverhandlung konnte er aber wegen Krankheit nicht erscheinen. Das vorgelegte Attest auf Verhandlungs- und Transportunfähigkeit wurde vom Gericht nicht anerkannt und H.S. wurde erneut verhaftet.

(...) Die Amtsärztin in Landau in der Pfalz hat gesagt, da ich meinen Kopf nicht unter dem Arm trage, bin ich nicht krank.

Eineinhalb Monate später wurde ich in der Nacht mit dem Notarztwagen ins Klinikum eingeliefert. Im Klinikum wurde ich sofort am Darm operiert, denn ich hatte einen Darmverschluß hervorgerufen durch Darmstrangulation am Bridenstrang.

Die Ärzte im Klinikum fragten mich, warum ich im März 1988 nicht vom Krankenhaus in Kandel operiert worden bin. Ich erklärte, daß Richter W. mein Attest nicht anerkannt hätte, nachdem die Amtsärztin vom Gesundheitsamt Landau/Pfalz mich für gesund hielt, und daß man mich verhaftet und nach Ingolstadt in die JVA verschubt hätte.

Bei der Einlieferung ins Klinikum setzte der Richter W. den Haftbefehl außer Vollzug, jedoch nur, um die Kosten zu sparen.

Fast jeden zweiten Tag wurde in der Klinik angerufen, ob ich schon laufen könne. Ständig kam die Krankenschwester und sagte, die Feuerwehr von drinnen habe schon wieder angerufen, es kämen zwei Beamte und brächten mich in die JVA zurück; ich solle auf keinen Fall aus dem Zimmer gehen.

Einen Tag vor meiner Entlassung aus dem Krankenhaus wurde ich ohne ärztliche Erlaubnis von zwei Polizisten abgeholt und dem Amtsrichter vorgeführt. Der Richter ordnete meine sofortige Unterbringung in der JVA Ingolstadt an. Ich bestand auf einem Anruf in der Klinik, und der Stationsarzt ordnete meine sofortige Rückführung ins Klinikum an, da die Abholung einer Entführung gleichkäme. Im Klinikum bewachte mich die ganze Nacht vor meinem Bett ein Polizist.

Mein Gesundheitszustand wurde durch diese Ereignisse beeinträchtigt, so daß am nächsten Tag der Stationsarzt sagte, daß wir uns bald wiedersehen würden. Mit dieser Aufregung kann einfach der Darm nicht richtig arbeiten - und vier Tage nach der Entlassung aus dem Krankenhaus wurde ich erneut ins Klinikum eingeliefert.

H.S.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen