: Alternativ?-betr.: "Erste rot-grüne Polizeiaktion", taz vom 22.3.89
betr.: „Erste rot-grüne Polizeiaktion“, taz vom 22.3.89
Es muß ein herrliches Gefühl sein, von wunderbar alternativen Schlagstöcken an alternativen Stellen geprügelt und von alternativen PolizistInnen in alternative Polizeiwannen verschleppt zu werden. Und das alles nur, weil Mensch für eine alternative Wohnungspolitik geradestehen muß.
Andererseits ist es natürlich erfreulich, daß die AL in Berlin nach so kurzer Zeit von ihrem alternativen Gewaltmonopol Gebrauch macht und ihre alternative Politik klar herausstellt: Das also ist die praktizierte Jahrhundertchance. Die Grünen sind ganz anders als die anderen Parteien, sie sind einfach alternativ.
Bleibt nur zu hoffen, daß die Besetzer des verbleibenden besetzten Hauses (das leider noch nicht in alternative Behandlung genommen werden konnte) auf das Senats-Almosen -Tauschobjekt nicht eingehen. (...)
Wolfgang, Heiligenhaus
Die Berliner Koalition ist das Projekt einer innergrünen Strömung, die sich (noch) als „Linkes Forum“ bezeichnet und der die maßgeblichen ProtagonistInnen der AL Berlin angehören. Messen wir diese Herrschaften nun an ihren eigenen Maßstäben. So formulierten Arkenstette, Wolf, Stamm, Reents u.a. im Mai 1988 noch zum grünen Perspektivenkongreß: „Grüne Politik und ihre Strömungen dürfen nicht mehr nach ihren Absichten und Bekenntnissen bemessen werden, sondern nach den Wirkungen, die sie in der politischen Wirklichkeit zeitigen.“
Die Wirkungen sind nun schneller klar geworden als selbst wir Hamburger Skeptiker es befürchtet hatten. Auf den Knien bestätigten die Berliner AL-SenatorInnen vor der Öffentlichkeit die Weizsäcker-Linie: Wenn die (staatlichen oder privaten) Kapitalisten es wollen, werden die Häuser geräumt. Wir sind dankbar für die schnelle Konsequenz mit der das „Linke Forum“ sein Versprechen einlöst, daß Harald Wolf in dem sogenannten Einigungspapier mit niedergelegt hatte: „Der Staat muß einschreiten, wo einzelne oder Gruppen rechtswidrig ihre Interessen mit wirtschaftlicher Macht oder physischer Gewalt durchsetzen wollen.“
In der nächsten Zeit wird man/frau nun den peinlichen Vorgang erleben dürfen, den das „Linke Forum“ als erfolgversprechende Taktik anpreist: „Die Scheiße machen und sie selbst hart und illusionslos kritisieren.“ (Stamm) Laßt uns nicht mehr auf diese Augenwischerei reinfallen. Die „Linken“ in den Grünen, die, wie die AL Berlin, so schnell in den Staat hineinrennen, daß mensch sie kaum noch sehen kann, sollen getrost dort ankommen dürfen, wo sie immer schon hinwollten: In den ökologisch ausgestalteten Arsch des staatlichen Gewaltmonopols.
Frank Frind, Mitglied der GAL Hamburg
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