: Q U E R S P A L T E Movies und Möbel
■ Alle Jahre wieder: die Oscars
Natürlich wußten's alle schon vorher: Dustin Hoffman bekam seine wohlverdienten vier Oscars für „Rainman“, Stephen Frears und „Roger Rabbitt“ bekamen je drei, schön gleichmäßig verteilt zwischen Kunst und Klamauk, Marcel Ophuls‘ Klaus-Barbie-Film ist endlich einmal gebührend honoriert worden und Alan Parkers schlechter Rassismus-Film „Mississippi Burning“ ging zum Glück fast leer aus. Keine Überraschungen also, und doch sind wir zufrieden. Daß nicht eine der Mainstream-Frauen zur besten Frau gekürt wurde, sondern die coole, drahtige und exzellente Jodie Foster, ist fast schon mutig zu nennen. Denn wer schwärmt schon gerne für eine Frau, die ein nicht gerade sympathisches Vergewaltigungsopfer spielt? Aber zum Sieg für die Frauen über Klischee und Männerphantasie hat es nicht gereicht: unter den ausländischen Filmen gewann nicht Mira Nairs „Salaam Bombay“, der in der Filmwelt als der beste Film der weltweit besten Regisseurin gehandelt wird, sondern „Pelle, der Eroberer“, ein harmloser dänischer Kinderstreifen.
Die wahrhaft erschütternde Meldung in Sachen Kino stand jedoch gestern im 'Stern‘: Nur neun Prozent der Bundesbürger halten Kino für echte Kultur. Laut Umfrage wird die Kulturhitliste angeführt von alten Gebäuden, Möbeln (43 Prozent), gutem Essen (36), Kleidung (25) und Fernsehen (22). Dennoch hält die Mehrheit (73 Prozent) unbeirrt daran fest, daß Kultur bilden und vom Staat bezahlt werden soll (68 Prozent). Abgesehen davon, daß zahlreiche taz-Kultur -MitarbeiterInnen sofort gelobten, in die Möbelbranche zu wechseln, sollte sich auch die Oscar-Akademie überlegen, als anachronistische Institution dichtzumachen. Denn es ist kaum anzunehmen, daß bei den eh als kulturlos verschrieenen Amerikanern die Movies besser wegkommen als Mode und Mobiliar. Nur beim Essen bin ich mir nicht so sicher.
Christiane Peitz
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