piwik no script img

Jazz in lauen Nächten

■ Das „Sabine Mariss Quartett“ unterhält mit softem Jazz in der Swing-Tradition

New Tips, die neue Veranstaltungsreihe im neuen Saal der neuen Naturfreundejugend, ist in kürzester Zeit zu einem wichtigen Kristallisationspunkt für die Bremer Nachwuchsszene geworden. Nach den schweren Rockbands oder der fragilen Gitarrenmusik vergangener Wochen, führte an diesem Donnerstagabend das an konventionellen Klangvorstellungen der Swing-Ära orientierte Sabine Mariss Quartett seine Zuhörer in die sanften und entlegenen Klangwelten des gesangsdominierten Jazz alter Zeiten.

Bezaubernd schüchtern, diese Jazzmusiker, schüchtern selbst die Frontfrau und Sängerin Sabine Mariss, die mit ihrer mobilen Stimme die Spannungspunkte des Abends setzt. Von tief unten, mitten aus dem Bauch heraus, knurrt sie bis in baumlose Höhen, dabei die Klangfarben wechselnd wie andere Entertainer das Jackett. Ihre Begleitband, eben schüchtern, fügt sich willig in die Begleitfunktion und hält sich die ganze Zeit dezent hintergründig.

Risse bekommt die Unauffälligkeit, wenn Themen aufgegriffen werden, die sich näher an die

musikalische Moderne heranwagen. Bei „Rosemary's Baby“ Krysztof Komedas Titelstück aus Polanskys Film, fügt sich Uli Löh, nun mit einer Klaviereinstellung spielend, einerseits in das akustische Klangbild und zum anderen durch die Lückenhaftigkeit seines Spiels in die Spannung, die entsteht, wenn man nicht versucht, Dissonanzen durch die wohlbekannten, fingerfertigen Läufe aufzulösen. Hier hat die Band ihre stärksten Momente, hier spielen die verschiedenen Instrumente einmal wirklich miteinander, lassen sich Lücken, geben sich den Raum, den beispielsweise ein gut genährter Kontrabaß braucht, um seinen Ton zu entfalten, hier entspringt auch das Schlagzeug seinem Besengefängnis.

Insgesamt blieb von diesem Abend ein angenehm samtiger Nachgeschmack. Obwohl der schmucke Naturfreundesaal empörend ungefüllt geblieben war, fühlten sich die Anwesenden freundlich unterhalten, sie applaudierten artig und es gab keine, die wieder hätte nach Hause gehen wollen. ste

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen