Fettnäpfe

■ Zu den Querelen in der Frankfurter Grünen-Fraktion

Der Krach in der neuen grünen Frankfurter Römer-Fraktion unterliegt der Geheimhaltung. Solcherlei Dinge aber werden besonders gerne öffentlich. Es wird um Posten gerangelt. Anlaß ist der öffentlich und selbstbewußt geäußerte Wunsch von Daniel Cohn-Bendit, seinen ihm auf den Leib geschnittenen Traumjob zu bekommen: ein multikulturelles Dezernat. Dezernate aber will die SPD in den rot-grünen Verhandlungen nicht im Dutzend vergeben. Sie knausert wegen eines von ihr gewünschten CDU-Mannes im Römer. Und damit hat Cohn-Bendit ein Problem: er ist keine Frau. Das erste der drei, höchstens vier grünen Ämter ging schon an einen Mann. Deshalb sind jetzt erst einmal zwei Frauen dran. Dann müsse eben, so Cohn-Bendit als sein eigener PR-Agent, die Qualifikation entscheiden. Und stolpert damit in eines der Fettnäpfchen, in die er seit 20 Jahren anarchisch und mit Lust immer wieder tritt. Daß ein Autor des von ihm herausgegebenen Stadtmagazins 'Pflasterstrand‘ diese Einschätzung teilte, brachte die sonst in endlosen Kämpfen gegen die Fundamentalisten gestählte und eingeschworene Fraktion in Harnisch. Daß sie sich dabei zu jenen Verschwörungstheorien verstieg, die sie sonst eher dem fundamentalistischen Lager überlassen hatte, ist ein Treppenwitz.

Die grüne Basis fühlt sich verschaukelt. Schließlich war ihr auf einer Kreisversammlung schlitzohrig gesagt worden, es gehe vorerst gar nicht um Personen. Erst müsse das „Inhaltliche“ verhandelt werden. Sie vermutet inzwischen, der CDU-Mann solle ihr später mit inhaltlichen Appetithappen durch die kalte Küche schmackhaft gemacht werden.

Aber auch an der Sozi-Basis gärt es. Sie hält den Zoff nur besser unter der Decke. Auch hier will die Mehrheit keinen CDUler im Magistrat sehen. Und selbst wenn, dann ist nicht klar, welchen. Zu viele Christdemokraten stehen in den Startlöchern, zu viele Namen werden gehandelt. Der Gedanke der SPD, durch Einbindung eines CDUlers - nach Walter -Wallmann-Modell - liberale und konservative Wähler mit Blick auf die Kommunalwahlen 1993 zu befrieden, kann sich durchaus als falsch erweisen. Um die Stadt zu halten, die eher gegen die marode CDU als für Rot-Grün stimmte, ist mehr vonnöten als die Geheimhaltung personeller und politischer Rangeleien. In einer von rosa bis tiefgrün so klatschsüchtigen Linken wie der Frankfurter haben die Wände Ohren. Nur, auf den Unterhaltungswert roter, grüner und rot -grüner Querelen allein kommt es nicht an. Beide Parteien müssen zuerst einmal vier Jahre lang die von den BürgerInnen gewählte multikulturelle, frauenfreundliche, sozial verträgliche Politik einlösen, die sie vor der Wahl propagiert haben. Heide Platen