Kaiserschmarrn

■ Großer Bahnhof für die tote Zita

Berlin (taz) - Herzlos wird's heute in Wien sicher nicht werden, auch wenn der Hauptperson des Ereignisses das Herz schon fehlt: Zita, letzte Kaiserin der Habsburger, wird zu Grabe getragen; ihre stillgelegte Pumpe mußte sie schon kurz nach dem Tode beim Exgatten Kaiser Karl I. abgeben. Keine schöne Wiener Leich‘ also. Dennoch werden 100.000 bis 400.000 Nekrophile rund um die Kapuzinergruft erwartet.

Die Monarchin ist tot, doch die Requisiten der Macht überlebten: die Begräbniskutsche war 1916 in Betrieb, um Kaiser Franz Joseph zur letzten Reise aufzunehmen. Danach wanderte sie ins Museum. Karl von Habsburg-Lothringen, Enkel der Verblichenen, läßt satte 140.000 Mark für das Spektakel springen. Eine wahrhaft aristokratische Geste. Die UntertanInnen werdens ihm danken: die Zita-Demonstration verspricht sämtliche republikanischen Kundgebungen in Österreich (und anderswo) in den Schatten zu stellen.

Dennoch sieht Bruno Kreisky, Exkanzler und Sozialistenkaiser, keine Gefahr für sein eigenes Profil. Das sei „eine Demonstration der Monarchie, nach der man wieder nach Hause geht“. Umfragen bestätigen dies: Nur elf Prozent der ÖsterreicherInnen wünschen sich eine Wiederherstellung der Monarchie.

Ein Kontrapünktchen zum Beerdigungsspektakel setzt am Samstag der linke Republikanische Club. Er lädt für 280 Schilling zum „Republikanischen Leichenschmaus“ ein. Serviert wird Tafelspitz - das Leibgericht von Kaiser Franzl. Ein Herz für die Monarchie haben's eben auch sie.

klh