LEUTE VON HEUTE

 ■  KLATSCH VON GESTERN

Als wahres Kind des Zeitalters der visuellen Medien entpuppte sich die etwa zweijährige Tochter des Ex -Fraktionsgeschäftsführers der AL, Matthias Bergmann. Da der AL-Mann sich nun neuen Aufgaben widmen wird und sein Nachfolger Jürgen Wachsmuth genügend eingearbeitet ist, drehte er seine Abschiedsrunde und sagte auch dem Regierenden Bürgermeister „Auf Wiedersehen“. Für die kleine Pia, die ihren Papa begleitete, war Walter Momper eigentlich kein Unbekannter. Bei seinen Fernsehauftritten krähte sie zu Hause stets fröhlich: „Mom-per“. Als sie den Mann jedoch leibhaftig vor sich stehen sah, zeigte sie keinerlei Wiedererkennungseffekte. Erst als ihr der Regierende eine Postkarte mit seinem Konterfei überreichte, fiel bei ihr der Groschen. „Mom-per“, erklärte sie den Umstehenden.

Dessen Regierungsfrau- und -mannschaft zeigt eine ganz erstaunliche geschlechtsübergreifende Homogenität. Gleich sechs der SenatorInnen und der Regieerungschef selbst erklärten auf die Frage des Parteiblatts 'Berliner Stimme‘, was denn ihre persönliche Schwäche sei: „Ungeduld“. Ungeduldig wird langsam auch Senatssprecher Werner Kolhoff, weil er nicht mehr so richtig Zeit dafür findet, was er neben der Politik für wichtig erachtet: „Kontakte zu anderen Menschen, Liebe und Freundschaft“. Kolhoff drängt darauf, daß die AL ihm endlich eine(n) StellvertreterIn an die Seite stellt, damit er mal Urlaub machen kann.

Die drei AL-Senatorinnen scheinen dagegen nicht so sehr an revolutionärer Ungeduld zu leiden. Frauen- und Familiensenatorin Anne Klein gab eine echt alternative Schwäche zu, die „Langschläferei“. Umweltsenatorin Michaele Schreyer zeigte sich dagegen eher preußisch: „Workoholism“ sei ihr Problem. Sie hat sich damit immerhin eine Schwäche ausgesucht, der sie in letzter Zeit reichlich frönen konnte.

Die AL-Abgeordnete Renate Künast kann seit einiger Zeit einem Laster nicht mehr so sehr frönen: der Abhängigkeit von bestimmten Pastillen. Die trägt der Vorsitzende der Sozialdemokraten in der Polizei, Jörg Kramer, nämlich immer in einer Blechdose bei sich, die er prompt zückt, sobald er die alternative Volksvertreterin nahen sieht. Seit die Koalitionsverhandlungen vorbei sind und das Parlament in seine Osterferien eingetreten ist, laufen sich die beiden einfach nicht mehr so häufig über den Weg.

DDR-Aushängeschild und Schriftstellerstar Heiner Müller kann einem dann über den Weg laufen, wenn man sein Glas Wein im Hotel Kempinski trinkt. Versteckt in einer Ecke der Hausbar pafft er genüßlich seine Zigarre und freut sich, daß er unentdeckt von der Kulturszene der Stadt seine Ruhe hat(te). Bewirtet wird Müller von einem der besten Barkeeper der Stadt: Siggi Zeitträger, der nach unbestätigten Gerüchten eine Hauptrolle in Müllers nächstem Stück spielen soll. Der ehemalige Fußballstar Sepp Maier pflegt im Nobelrestaurant „Borbone“ zu Abend zu speisen. In Gegenwart von gutaussehenden Damen läßt er in dem italienischen Restaurant mindestens ein halbes taz-Gehalt pro Mahl. Fußballer haben eben ausgesorgt, besonders wenn man wie Sepp Maier noch ein ansehnliches Tennis-Center sein eigen nennt.

Marianne