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Das Boot im Frostschutzmittel

■ Archäologen gehen jetzt an die Arbeit / Die Besucher des Schiffahrtsmuseums werden es erst in zehn Jahren sehen

In Bremerhaven beginnt für das geborgene Boot eine lange Zeit der Untersuchungen. Über Jahrzehnte im Schlamm vor dem Zerfall geschützt, dann für Jahrhunderte im Sand versunken, wird es jetzt für viele Jahre in einem Konservierungsbad liegen. Planke um Planke wird vorsichtig gelöst und in Behältern mit Polyäthylenglykol versenkt werden, einer als „Frostschutzmittel“ bekannten Chemikalie. Sie wird sich an den

Zellwänden des Holzes niederschlagen und dem Boot - wie Museums-Direktor Ellmers erklärt - „ein inneres Stützkorsett geben.“ Es werde zehn Jahre dauern, bis das alte Boot für neugierige Blicke haltbar gemacht ist und für interessierte Besucher im Deutschen Schiffahrtsmuseum ausgestellt werden kann.

Auch das genaue Alter des Bootes wird noch zu untersuchen sein. Für die Analyse werden die chemischen Eigenschaften des Kohlenstoff genutzt. Denn das Element ist in allen ehemals lebenden Zellen doppelt nachzuweisen: einmal als stabiles Kohlenstoffisotop C12, außerdem als schwach radioaktives Isotop C14. Letzteres hat eine genau bestimmte Halbwertzeit von 5760 Jahren. Es wird unter dem Einfluß von Höhenstrahlung gebildet und von lebenden Zellen über Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufgenommen. Da dieser Vorgang nach dem Absterben endet, kann mit der sogenannten Radiokarbonmethode eine Altersbestimmung vorgenommen werden. Sie ergibt sich aus der Bestimmung des Mengenverhältnisses von C12 zu C14. Die Genauigkeit dieser Untersuchungsmethode ist verblüffend: Für einen Zeitraum von 1000 Jahren beträgt die Abweichung etwa 30 Jahre und recht genaue Altersbestimmungen sind möglich bis 60.000 Jahre vor unsere Zeit.

FWG

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