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Asylverfahren im Wiener Flughafentransit

■ 79 türkische Asylbewerber werden im Transit festgehalten

Berlin (taz) - „Es ist weiß Gott kein schöner Anblick - und dabei sind wir doch Österreichs Visitenkarte!“ Der Flughafensprecher möchte die „peinliche Angelegenheit“ möglichst rasch hinter sich bringen: Noch immer biwakieren 79 türkische Asylbewerber im Transitbereich des Wiener Flughafens. Drei Asylräume stehen ihnen zur Verfügung, jeder mit vier Betten. Den Vertretern von ai wird der Zutritt verwehrt, handele es sich doch um „notorische Randalierer“, wie der Sprecher vom Sozialdienst weiß.

Doch die Rettung für Wiens Aushängeschild naht: Gestern nachmittag hat der Ministerrat eine Kommission gebildet, die gleich im Transitraum zwischen „guten“ und „bösen“ Flüchtlingen unterscheiden wird, also zwischen politischen und „Wirtschaftsflüchtlingen“.

Seit den Osterfeiertagen sind über 200 Flüchtlinge aus der Türkei in Wien-Schwechat angekommen, darunter 50 aus Kurdistan. In Gruppen von zehn bis zwanzig Leuten trafen sie ein, die meisten frisch eingekleidet und mit einer Summe deutschen Geldes versehen: „Die wurden von Schleppern als Touristen verkleidet - das Geld hätte man ihnen gleich nach der deutschen Grenze wieder abgenommen“, meint der Herr vom Sozialdienst. „Schlepper“ oder Fluchthelfer? Für viele spielen diese Bezeichnungen keine Rolle: Unter den drei Frauen, die zu der Gruppe gehören, befindet sich auch eine Schwangere im sechsten Monat aus der osttürkischen Ortschaft Karaman. Erst kürzlich hatten dort Kämpfe zwischen Kurden und der türkischen Armee stattgefunden. Die Frau wurde inzwischen in ein Krankenhaus gebracht. Aus Angst hatte sie ihre Schwangerschaft verschwiegen.

Bis auf die letzten 79 Türken, die noch im Transitbereich auf ihre Kommission warten, wurden alle Flüchtlinge in das Lager Traiskirchen bei Wien transportiert. Obwohl Innenminister Löschnak noch am Montag erklärt hatte, bei den Türken handele es sich um „Wirtschaftsflüchtlinge“, haben inzwischen 140 von ihnen politisches Asyl erhalten.

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