: Erpreßbare und Erpresser
Günther Anders zu seinem Austritt aus der „Akademie der Künste“ ■ D O K U M E N T A T I O N
Sehr geehrter Herr Klebe,
Erpreßbare verdienen genauso wenig Achtung wie Erpresser. Ich spreche von der Morderpressung Salman Rushdies durch den Ayatollah Khomeini und über die Verweigerung der Protestversammlung in der Akademie. Wer Erpressern nachgibt, selbst wer das aus Verantwortungsgefühl tut, also um keine Teilnehmer zu gefährden beziehungsweise um angeblich Gefährdete, die meines Erachtens durch Polizei schützbar wären, zu schützen, der verspielt dadurch nicht nur die Glaubwürdigkeit seiner Position, der ermutigt dadurch auch den Erpresser, und zwar dazu, die Zahl derer, die er erfolgreich erpressen könnte, noch zu steigern, und macht sich dadurch (wie ungewollt, wie verzweifelt auch immer) zum Spießgesellen des Erpressers.
Da ich einer Institution, deren Präsident und Senat sich als erpreßbar erwiesen haben, nicht angehören kann, muß ich Sie leider darum bitten, wie es vor mir ja schon Günter Grass getan hat, mich aus der Mitgliederliste der Akademie zu streichen.
Voll Bedauern Günther Anders
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen