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Kinderhandel das Handwerk legen

Terres des hommes fordert schärfere Maßnahmen gegen Kinderhandel / Adoptionen von Kindern aus der Dritten Welt sollen schärfer kontrolliert werden / Grüne Anfrage im Bundestag  ■  Aus Bonn Sabine Nörenberg

Bonn (taz) - Härtere Maßnahmen gegen den Kinderhandel aus der Dritten Welt hat gestern die Kinderhilfsorganisation terres des hommes (tdh) gefordert. In einem Maßnahmenkatalog, der gestern in Bonn vorgestellt wurde, forderte die Organisation die Verschärfung des geltenden Adoptionsvermittlungsgesetzes sowie bilaterale Verhandlungen mit den Ländern, aus denen die Kinder kommen. Ziel der Initiative von terres des hommes ist es, illegale oder halbillegale Adoptionen zu verhindern.

Etwa 800 bis 900 Kinder aus der sogenannten Dritten Welt, vor allem aus Lateinamerika, den Philippinen und Indien, werden jährlich adoptiert. Fast 60 Prozent von ihnen gelangen unter Umgehung staatlicher Vermittlungsstellen in die Bundesrepublik. Bis zu 30.000 Mark werden dabei von kinderlosen Ehepaaren, deren Adoptionswunsch zumindest bei Kleinkindern hier kaum Aussicht auf Erfolg hat, an kommerzielle Vermittler gezahlt. Ob die Kinder tatsächlich elternlos sind oder von ihren leiblichen Eltern zur Adoption freigegeben wurden, wird dabei nur selten geklärt.

Die Forderungen von terres des hommes: Eine Angleichung der Rechtspraxis bei Auslandsadoptionen an die von Inlandsadoptionen. Adoptionen sollen danach auch im Ausland nur noch über staatliche Instanzen vermittelt werden, das Adoptivkind muß der deutschen Vermittlungsstelle vor der Einreise in die Bundesrepublik bekannt sein. Verstöße gegen das Adoptionsvermittlungsgesetz sollen nicht länger als Ordnungswidrigkeit geahndet werden, sondern strafrechtliche Konsequenzen haben. Die Grünen im Bundestag werden in Kürze eine große Anfrage zu den gesellschaftlichen und entwicklungspolitischen Problemen des Kinderhandels einreichen.

Terres des hommes selbst hat das eigene Programm zur Adoptionsvermittlung von Kindern aus der Dritten Welt erheblich reduziert. Der Grund: Es wurde festgestellt, daß ein Großteil der Mütter, die ihre Kinder zur Adoption freigeben, dies aus wirtschaftlichen Gründen tun. Die Kinderhilfsorganisation konzentriert sich nun darauf, diese Mütter mit Hilfsprojekten zu unterstützen.

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